Was ist Kokain?
Kokain ist ein Wirkstoff, der durch chemische Aufbereitung aus den Blättern des Kokastrauches gewonnen wird. Andere Namen für Kokain sind: Koks, Schnee, Charly, Koka oder Coke. Die Blätter des Kokastrauches werden in einigen südamerikanischen Regionen zu medizinischen Zwecken gekaut oder als Tee getrunken. Sie enthalten jedoch nur wenig Kokain (um die 1%).
Bei Kokain handelt es sich um eine stark aufputschende und (örtlich) betäubende Substanz. In den meisten Fällen ist Kokain in Form von kristallinem Pulver erhältlich.
Wie wird Kokain eingenommen?
Kokain wird meistens gesnifft, seltener gespritzt. Als chemisch aufbereitete Kokainbase (“Crack”/”Freebase”) wird es geraucht. Mehr Infos zu Kokainbasen findest du hier.
Da der genaue Wirkstoffgehalt von Kokain häufig schwankt und weitere Zusatzstoffe enthalten sein können, ist genaues Dosieren kaum möglich.
Gesnifft liegt eine übliche Dosis an reinem Kokain bei ca. 0,5 mg pro kg Körpergewicht. Gewohnte Konsument*innen nehmen aufgrund ihrer Gewöhnung häufig mehr. Die Wirkung tritt nach wenigen Minuten ein und hält ungefähr eine halbe Stunde bis anderthalb Stunden an.
Beim Sniffen werden Nasenschleimhäute stark gereizt. Es kann vermehrt zu Nasenbluten und Störungen des Geruchssinns kommen. Mögliche Folgen des Langzeitkonsums sind chronische Entzündungen sowie eine Vernarbung und extreme Schädigung Nasenschleimhäute.
Beim Slammen sollte Kokain viel niedriger dosiert werden – zu Beginn sollte die Dosis höchstens 10 mg betragen. Die Wirkung tritt unmittelbar nach dem Spritzen ein und hält ca. 5-20 Minuten an.
Kokain ist oft mit anderen, betäubenden Stoffen wie z.B. Lidocain oder Tetracain gestreckt – wenn du die Mischung intravenös konsumierst, besteht Lebensgefahr.
Wie fühlt sich Kokain an?
Risikohinweis: Substanzen können bei unterschiedlichen Menschen verschieden wirken. Die Wirkung ist unter anderem abhängig von Faktoren wie Körpermasse, Gewöhnung, Dosis und aktuellem Mageninhalt (bei oralem Konsum). Deine psychische und physische Verfassung sowie das Setting spielen eine wichtige Rolle.
Beim Konsum illegal hergestellter Substanzen ist in der Regel nicht bekannt, wie viel Wirkstoff in einer Droge oder Teilen davon vorhanden ist. Das erschwert eine genaue Dosierung und erhöht die Wahrscheinlichkeit unbeabsichtigter Wirkungen.
Bei Kokain sind häufig Streckmittel zugesetzt, welche teilweise die Wirkung verstärken oder verlängern. Achte auf aktuelle Substanzwarnungen und nutze, wenn möglich, Drugchecking-Angebote.
Wenn du Kokain nimmst, kann sich das so anfühlen:
- Euphorie
- Gefühl hoher Leistungsfähigkeit
- stark gesteigertes Selbstvertrauen
- Bewegungsdrang
- Unruhe
- Redseligkeit
- Wegfall von Hemmungen und Ängsten
- verringertes Schmerzempfinden
- größere Risikobereitschaft
- Wachheit
- Fehlen von Hunger oder Durst
- Sexuelle Lust
Neben- und Langzeitwirkungen
Nebenwirkungen beim Kokainkonsum können sein:
- Belastung des Herz-Kreislaufsystems: erhöhter Herzschlag und Blutdruck
- Herzmuskelkrämpfe
- Störungen der Herzrhythmus-Funktion
- Unruhe, Nervosität
- Angst
- Erinnerungslücken
- Desorientierung
- Aggressivität
- Größenwahn
- Herzinfarkt
Kokain löst ein starkes Verlangen nach mehr aus. Wahrscheinlich erlebst du das Runterkommen von Kokain als unangenehm: geistige und körperliche Erschöpfung, Niedergeschlagenheit und depressive Verstimmungen sind gängige Symptome. Hier kann der Drang nachzulegen besonders groß sein, um die negative Stimmung zu umgehen. Versuche beim Konsum ein Ende zu finden. Wenn du nachlegst, macht es das schwieriger, mit dem Konsum aufzuhören und führt eher zu (eigentlich ungewollt) wiederholtem und übermäßigem Konsum.
Je regelmäßiger konsumiert wird, desto eher treten längerfristige gesundheitliche Probleme auf. Wenn du über einen längeren Zeitraum häufiger Kokain nimmst, treten folgende Nebenwirkungen und negative Effekte zunehmend in den Vordergrund:
- Erschöpfung, Abgeschlagenheit
- Geschwächtes Immunsystem, erhöhte Infektanfälligkeit
- Mangelerscheinungen
- Gereiztheit oder Entzündungen der Nasenschleimhaut
- Verminderte Lust und Erektionsstörungen
- Veränderungen der Persönlichkeit
- Gereiztheit
- starke Stimmungsschwankungen
- veränderte Denkabläufe
- Lern- und Konzentrationsstörungen
- Herzrhythmusstörungen
- Zuckungen, Zittern
- Krampfanfälle
- Schäden an Nerven, Nieren und Leber
- Depressionen
- Wahnvorstellungen
- „Kokain-Halluzinationen“ (z.B. Insekten unter der Haut)
- Herzinfarkt
Das psychische Verlangen nach der Substanz wird von Konsument*innen als sehr stark beschrieben. Es kann auch nach längerer Konsumpause oder Abstinenz durch bestimmte Trigger (z.B. Orte, Personen, Situationen) auftreten. Die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Abhängigkeit ist daher sehr hoch. Unter Umständen kannst du schon nach dem ersten Konsum eine psychische Abhängigkeit entwickeln.
Überdosierung
Symptome einer Überdosierung sind:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Koordinationsstörungen
- paranoide Gedanken und Verfolgungswahn
- depressive Verstimmungen
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Atemlähmung
Bei anhaltendem Unwohlsein, Brustschmerzen oder Engegefühl im Brustkorb, hole dir medizinische Hilfe. Beim Auffinden einer bewusstlosen Person, kontrolliere, ob die Person atmet, leiste erste Hilfe und rufe einen Rettungswagen (112).
Leitfaden erste Hilfe im (Drogen-)Notfall.
Weitere Informationen zu Erste Hilfe bei Chemsex-Notfällen findest Du hier.
Mischkonsum
Grundsätzlich gilt: Wenn du mehrere Substanzen gleichzeitig nimmst, belastet das deinen Körper und deine Psyche stärker. Dabei können einzelne Wirkungen verstärkt, abgeschwächt oder zeitverzögert auftreten. Die Wahrscheinlichkeit von Überdosierung oder Nebenwirkungen ist nicht berechenbar.
- Kokain + Alkohol: Die Alkohol-Wirkung wird nicht mehr wahrgenommen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Alkoholvergiftung. Der kombinierte Konsum von Koks und Alkohol führt im Körper zur Bildung der Substanz Cocaethylen, welche als herzschädigend gilt.
- Kokain + Nikotin: Beide Substanzen verengen die Gefäße – kann zu Schlaganfall führen.
- Kokain + Cannabis: Die Kombination kann psychische Nebenwirkungen wie Angst oder Panik fördern. Dauerhaft konsumiert fördert diese Kombination die Entwicklung von Psychosen und Angststörungen.
- Kokain + andere aufputschende Substanzen (Speed, Koffein, Crystal,…): starke Belastung für Herz-Kreislauf. Herzrasen, Überhitzung, Kreislaufkollaps und Herzstillstand sind mögliche Folgen. Die Kombination kann zu innerer Zerrissenheit und Desorientierung führen, aber auch harmonisch wirken.
- Kokain + Ecstasy/MDMA: starke Herz-Kreislauf-Belastung, Überhitzung möglich. Die Wirkung von Ecstasy wird weniger stark wahrgenommen, was zu schnellerem Nachlegen und MDMA-Überdosierung führen kann.
- Kokain + Ketamin (“Keks”): belastet das Herz-Kreislaufsystem extrem. Erhöhte Verletzungsgefahr – Kokain fördert den Bewegungsdrang, während die Bewegungsfähigkeit durch Ketamin eingeschränkt wird.
- Kokain + Heroin (“Speedball”/”Cocktail”): Die Wirkungen beider Substanzen verstärken sich wechselseitig. Es ist möglich, dass die Kokainwirkung nicht gespürt wird. Dies birgt die Wahrscheinlichkeit, zusätzliche Dosen von einer der beiden Substanzen einzunehmen, was zu Überdosierung führen kann.
- Kokain + Antidepressiva, Betablocker, MAO-Hemmer: extreme Blutdrucksteigerung, lebensgefährliche Zustände durch Blutdruckkrise sind möglich!
Suchtpotenzial und Entzug
- Kokain besitzt ein hohes psychisches Abhängigkeitspotenzial. Unter Umständen kannst du schon nach dem ersten Konsum eine psychische Abhängigkeit entwickeln.
- Kokain löst ein starkes Verlangen nach mehr aus. Das Verlangen kann auch nach längerer Konsumpause oder Abstinenz durch bestimmte Trigger (z.B. Orte, Personen, Situationen) auftreten. Das kann es schwieriger machen, mit dem Konsum aufzuhören und dazu führen, dass du (eigentlich ungewollt) wiederholt und übermäßig konsumierst. Unangenehme Gefühle und Verstimmungen beim Runterkommen können es schwieriger machen, beim Konsum ein Ende zu finden.
- Wenn du slammst, ist das Abhängigkeitsrisiko um einiges höher als bei anderen Konsumformen. Grund dafür ist der extreme Kick, der unmittelbar nach dem Spritzen auftritt.
- Der selbstorganisierte „kalte“ Entzug (ohne medizinische Rücksprachen und Betreuung) ist körperlich und psychisch belastend und verspricht wenig Erfolg. Mit einer stationären Behandlung kannst du eine Abhängigkeit effektiv bearbeiten. Informiere dich, welche Krankenhäuser in deiner Nähe einen medizinisch begleiteten Entzug anbieten und hole dir Unterstützung.
Safer Use
- Die Wirkstoffgehalte von Kokain schwanken stark, häufig sind weitere Substanzen als Streckmittel beigefügt. Dadurch ist genaues Dosieren nicht möglich und es können unerwartete Wirkungen auftreten. Achte auf aktuelle Substanz-Warnungen und nutze, wenn möglich, Drugchecking-Angebote. Teste beim Konsum nur eine kleine Menge an und warte auf die Wirkung (nicht nachlegen!).
- Miss deine Dosis immer selbst ab. Übertrage die Verantwortung dafür nicht an andere. So behältst du garantiert die Übersicht.
- Es ist niemals okay, anderen Menschen ohne deren Wissen und Einverständnis Substanzen zu verabreichen! Du gefährdest damit das Leben der Person und machst dich strafbar. Wenn du so eine Situation beobachtest, hole dir Hilfe bei anderen und schütze die betroffene Person.
- Es bringt nichts, Kokain am Zahnfleisch zu testen. Bei Kokain ist häufig Lidocain als Streckmittel beigefügt, was die gleiche örtlich betäubende Wirkung hat.
- Trinke genug Wasser, weil Kokain dem Körper Flüssigkeit entzieht.
- Sniffen beansprucht deine Nasenschleimhäute stark. Hacke das Kokain so fein wie möglich und benutze eigene Röhrchen ohne scharfe Kanten, um deine Nasenschleimhäute zu schonen und Infektionen vorzubeugen. Spüle deine Nase nach dem Sniffen mit Kochsalzlösung und achte auf ausreichende Nasenhygiene.
- Durch gemeinsam benutzte Materialien sind Infektionen übertragbar. Nutze nur deine eigenen Konsumutensilien (Röhrchen, Spritzen, Löffel, Filter).
- Mischkonsum macht unerwartete und ungewollte Wirkungen wahrscheinlicher. Vermeide, mehrere Drogen gleichzeitig zu nehmen.
- Koks sollte nicht alleine genommen werden. Konsumiere zusammen mit Menschen, denen du vertraust und bei denen du dich wohl fühlst. Im Idealfall ist eine Person dabei, die nüchtern bleibt und gegebenenfalls helfen kann.
- Die Wirkung von Alkohol wird auf Koks kaum wahrgenommen. Das vermittelt dir das Gefühl, mehr trinken zu können, was aber nicht stimmt. Dies macht Alkoholvergiftung, Koma und Atemstillstand wahrscheinlicher.
- Nach dem Konsum kann es sein, dass du dich verstimmt, ausgelaugt oder gereizt fühlst. Plane die Phase in deine Woche ein und lass es etwas ruhiger angehen.
- Finde beim Konsum ein Ende und versuche, beim Runterkommen abstinent zu sein. Substanzgebrauch mit dem Ziel, das Runterkommen zu verkürzen, kann zu unerwarteten Wechselwirkungen führen und eine Abhängigkeit begünstigen.
- Versuche, deine eigenen Grenzen in Bezug auf deinen Konsum einzuhalten. Wenn es dir schwer fällt, abstinent zu bleiben, hole dir Unterstützung. Kokain löst ein starkes psychisches Verlangen nach mehr aus.
- Sprich mit deinen Ärzt*innen über Wechselwirkungen deiner Medikamente mit Substanzen. Gewisse Wechselwirkungen mit Medikamenten stellen ein hohes Gesundheitsrisiko dar.
- Konsumiere nicht bei psychischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck, Epilepsie, Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes, Asthma, Leber- und Nierenerkrankungen.
- Vermeide es, unter Einfluss von Substanzen verantwortungsvolle Tätigkeiten auszuführen. Lass dein Auto stehen und lege für dich fest, welche Lebensbereiche vom Konsum frei bleiben sollen.
Safer Sex
- Kokain kann enthemmen und dazu führen, dass du im Rausch weniger auf saferen Sex achtest. Dabei steigt das Infektionsrisiko mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
- Der schmerzstillende/betäubende Effekt verführt zu längerem und heftigerem Sex, was Verletzungen und damit Infektionen begünstigt.
- Kokain kann dein Stehvermögen verlängern. Falls du beim Sex Kondome nutzt, wechsele alle halbe Stunde das Gummi – oder erwäge eine andere Schutzstrategie.
- Dauerhafter Kokainkonsum wird mit Erektions- und Orgasmusstörungen in Verbindung gebracht.
- Sex und Koks funktionieren nur bei gegenseitigem Einverständnis und Vertrauen. Klärt im Vorfeld ab, welche Sexpraktiken von beiden gewollt sind und welche nicht.
- Konsumiere nur so viel, dass du dich wehren kannst oder Abwehrsignale deiner Partner*innen noch erkennst. Vorsicht: Koks kann deine Aggressivität auch beim Sex erhöhen!
- Bevor es zur Sache geht, legt euch ausreichend Safer-Sex-Utensilien (Handschuhe, Kondome, Gleitgel) bereit.
- Achte auf deinen Körper! Bemerkst du Auffälligkeiten, solltest du eine*n Ärzt*in aufsuchen.
- Lasse dich bei wechselnden Sexpartner*innen mindestens einmal im Jahr auf sexuell übertragbare Infektionen testen und checke deinen Impfstatus auf Hepatitis A/B.
Wechselwirkungen HIV-Therapie
- Wirkstoff Efavirenz (Sustiva®, Atripla® und Generika) oder Wirkstoff Nevirapin(Viramune® und Generika): In Tierversuchen führte die Kombination mit Kokain zu Leberschäden. Genauere wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich der Wirkung im Menschen liegen noch nicht vor.
- Booster (Wirkverstärker, z.B. Norvir®, Tybost®) verstärken und verlängern möglicherweise die Wirkung von Kokain.
- Nimm Drogen und HIV-Medikamente zeitlich versetzt ein. Das mindert ggf. Wechselwirkungen etwas ab. Dosiere Drogen bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten immer niedriger.
- Oft wird die Nacht lang – nimm ausreichend Medikamente mit und halte deine Einnahmezeitpunkte ein.
- Sprich mit deine*r Ärzt*in über die Wechselwirkungen deiner HIV-Medikamente mit Rauschmitteln.
- Hinweise zu Wechselwirkungen von Substanzen und HIV-Medikamenten findest du hier.
Beratung
Möchtest du dich über deinen Konsum austauschen? Hast du Fragen oder suchst du Unterstützung zum Thema Substanzgebrauch? Willst du deine Erlebnisse unter Substanzen mit jemandem teilen und/oder reflektieren? Hast du das Gefühl, dass du zu viel konsumierst? Sorgst du dich um Freunde oder Bekannte und wünschst dir Beratung oder Tipps, wie du als Freund*in damit umgehen kannst? Beratungsstellen in deiner Nähe helfen dir gerne weiter!
Beratungshotline des Berliner Drogennotdienst: 030 19237 (rund um die Uhr)
Quellen: