Doxy-PEP

Was ist die Doxy-PEP?
Beispiele
Ist die Doxy-PEP das Richtige für mich?
Wo bekomme ich die Doxy-PEP?
Wie nehme ich Doxy-PEP ein?

Was ist die Doxy-PEP?

PEP steht für „Post-Expositions-Prophylaxe“, also die vorsorgliche Einnahme von Medikamenten kurz nach einem Risiko. Die bekannte HIV-PEP kann nach ungeschütztem Sex eine mögliche HIV-Infektion möglicherweise noch verhindern. Analog dazu nehmen einige queere Menschen nach Sex mit hohem STI-Übertragungsrisiko das Antibiotikum Doxycyclin ein, um die Wahrscheinlichkeit einer Infektion zu reduzieren.

Das funktioniert für Syphilis und Chlamydien meistens, wenn sie rechtzeitig eingenommen wird, haben Studien gezeigt. In San Francisco ist sogar die allgemeine Verbreitung dieser Infektionen zurückgegangen, nachdem ca. 20% der dortigen Community begonnen haben, Doxy-PEP zu nutzen.

Allerdings gibt es auch potenzielle Nachteile bzw. noch unzureichend erforschte offene Fragen. Es ist aktuell umstritten, unter welchen Umständen eine Doxy-PEP Sinn ergibt (z.B. nach welcher Art von Risiko, wie häufig eingenommen, usw).Die Doxy-PEP wirkt nicht gegen virale STI wie HIV, HPV oder Herpes. Auch gegen Gonokokken (Tripper) wirkt die Doxy-PEP fast nicht, da diese meistens bereits gegen Doxycyclin resistent sind.

Studien haben die Wirksamkeit gegen Syphilis und Chlamydien außerdem nur bei MSM und trans Frauen gezeigt, die PrEP nehmen oder mit HIV leben. Eine Studie konnte die Wirksamkeit für cis Frauen nicht zeigen. Für cis und trans MSM, die keine bekannte HIV-Infektion haben und kein PrEP einnehmen, oder für cis und trans Männer, die keinen Sex mit Männern haben, gibt es bisher keine Untersuchung.

Beispiele

Freddy

Freddy lebt in einer großteils monogamen Partnerschaft. Ungefähr einmal im Jahr kommt es aber vor, dass er eine große schwule Sexparty besucht. Dabei nimmt er anlassbezogen die PrEP und danach eine Dosis Doxy-PEP, um die Chance so gering wie möglich zu halten, dass das Erlebnis irgendwelche unangenehmen Konsequenzen für ihn oder seinen Partner haben könnte.
Über die zusätzliche Einnahme von Antibiotika zu diesem Zweck macht er sich keine Sorgen, da es ja nur so selten vorkommt.

Enno

Enno ist auf PrEP und hatte schon mehrfach Syphilis. Enno nimmt daher DoxyPEP nach Gruppensex- oder Cruising-Erlebnissen einige Male im Jahr. Für Enno ist das Gefühl einer gewissen Sicherheit essentiell wichtig, um sich bei diesen Anlässen fallen lassen zu können. Nach all dem Stress und den Therapien möchte Enno einfach angstfreieren Sex haben.

Timo

Timo hat wechselnde Partner:innen. Er schützt sich mit der PrEP vor HIV, aber um bakterielle STI macht er sich keinen Kopf. Als er mal Chlamydien hatte, bemerkte er gar keine Symptome – das war gar nicht schlimm. Der Tripper war schmerzhaft – aber Timo weiß, dass Doxy davor nicht schützt. Daher reicht es für ihn völlig aus, alle 3 Monate im Rahmen seiner PrEP einen Test zu machen – und sollte er mal Symptome haben, geht er sowieso gleich zum Arzt. Er sieht keinen Anlass, regelmäßig vorbeugende Antibiotika zu nehmen – zumal die ja immer auch gutartige Bakterien abtöten.

Cherry

Cherry ist eine trans Sexarbeiterin und nimmt DoxyPEP, weil häufige Chlamydien-Infektionen ihre Verdienstmöglichkeit beschränken und sie Stammkunden hat, die negativ auf eine STI-Benachrichtigung reagieren würden. Obwohl bei symptomlosen Infektionen gar nicht klar ist, wie hoch das Übertragungsrisiko ist, gibt es ein gesellschaftliches Stigma rund um alles, was sexuell übertragbar ist.

Ist die Doxy-PEP das Richtige für mich?

Laut den Expert:innen der DSTIG könnte die Doxy-PEP für dich in Frage kommen, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

Du bist ein Mann, der Sex mit Männern hat, oder eine trans Frau
Du nimmst die PrEP oder bist HIV-positiv
Du hast regelmäßig ein hohes Risiko, dich mit Syphilis oder Chlamydien zu infizieren, also z.B.:

Du hattest in letzter Zeit eine Syphilis-Infektion, die nach der Behandlung erneut aufgetreten ist
Du hattest in den letzten 6 Monaten mehrfach Chlamydien oder Gonorrhoe und hast dabei unter Symptomen gelitten
Du hattest in den letzten 6 Monaten Sex mit mind. 10 männlichen Partnern
Du hast regelmäßig Chemsex und / oder Gruppensex

Weitere Überlegungen könnten sein:

Wie oft bzw. in welchen Situationen würdest du die Doxy-PEP einnehmen?
Wie häufig oder selten bist du in Situationen mit besonders hohem Risiko?
Leidest du unter Angst vor Syphilis oder Chlamydien?
Belastet es dich sehr, dich testen und ggf. behandeln zu lassen oder Partner:innen von einer Infektion zu benachrichtigen?
Wenn du im kommenden Jahr Doxy-PEP zur Prävention nutzt, würdest du dann voraussichtlich mehr oder weniger Antibiotika gebrauchen, als du im letzten Jahr im Rahmen von Syphilis- und Chlamydien-Behandlungen eingenommen hast?

Nach der Einnahme von Doxy-PEP kann es zu Nebenwirkungen kommen wie allergischen Reaktionen oder Lichtempfindlichkeit der Haut. Auch können Übelkeit, Blähungen oder Durchfall auftreten. Dein Darm-Mikrobiom wird durch Doxy gestört – das Ausmaß und die Folgen davon sind derzeit unklar.

Ob die Doxy-PEP für dich Sinn ergibt – also ob der mögliche Nutzen für dich überwiegt – hängt davon ab, wie du all diese Aspekte für dich bewertest.

Wo bekomme ich die Doxy-PEP?

Doxycyclin ist verschreibungspflichtig. Da das Medikament offiziell (noch) nicht für die Einnahme als PEP zugelassen ist, benötigst du in der Regel ein Privatrezept. Dann betragen die Kosten für eine Dosis etwa 1,20 Euro.

Es gibt Onlinedienste, die die Doxy-PEP per Post im Abo anbieten, ohne dass du dafür zum Arzt gehen musst. Diese verrechnen aber weitaus höhere Kosten – z.B. 25€/Monat für 2 Pillen, also zehnmal so viel wie in der Apotheke.

Wir empfehlen dir, deine Entscheidung nach einer persönlichen Beratung und gemeinsam mit kompetenten Ärzt*innen zu fällen, also z.B. in einer HIV-Schwerpunktpraxis.

Wie nehme ich Doxy-PEP ein?

Besprich die Einnahme der Doxy-PEP mit deinem/deiner Ärzt*in. Nimm die Doxy-PEP nach Risikokontakten ein. Das muss nicht jeder Sex sein: Je wahrscheinlicher eine Infektion mit Syphilis oder Chlamydien sein könnte, desto mehr Sinn ergibt die Einnahme der Doxy-PEP danach. Zwischen zwei Einnahmen müssen mindestens 24 Stunden liegen.