Monkey Dust ist relativ neu in Berlin. Diese Information fasst den aktuellen Wissensstand zusammen. Sie beruht teilweise auf gesammelten Erfahrungsberichten sowie auf der logischen Ableitung von Wissen ĂŒber Ă€hnliche Substanzen. Es ist möglich, dass manche Details in Zukunft noch ergĂ€nzt oder geĂ€ndert werden mĂŒssen.
Was ist Monkey Dust?
Monkey Dust ist eine stark aufputschende Droge. Meist ist damit die Substanz MDPHP gemeint. Es sind aber auch mehrere leichte chemische Abwandlungen in Umlauf, die Àhnlich wirken.
Monkey Dust kann man in etwa so verstehen: Es ist eine rauchbare, stĂ€rkere und risikoreichere Variante von Mephedron & 3-MMC â Ă€hnlich wie Crystal Meth eine rauchbare, stĂ€rkere und risikoreichere Variante von Speed ist.
Monkey Dust wird seit 2023 vermehrt in Teilen der Berliner Chemsex-Szene und in manchen Sexclubs genutzt. In der generellen Partyszene ist es nicht verbreitet.
Monkey Dust kommt als kristallines Pulver oder feines Puder vor, dessen Farbe von weiĂlich bis braun variieren kann. Manche Formen sollen einen Geruch haben, der an Sperma erinnert.
Achtung: Monkey Dust kann laut Erfahrungsberichten besonders rasch zu Kontrollverlust ĂŒber die Konsummenge und -dauer fĂŒhren. HĂ€ufig wird von Nebenwirkungen wie Angst und Paranoia berichtet. Das Risiko fĂŒr diese Folgen sei noch höher als bei Crystal Meth. Wenn Menschen, die Chemsex betreiben, professionelle Hilfe aufsuchen, hĂ€ngt das aktuell auffĂ€llig oft mit dem Gebrauch von Monkey Dust zusammen.
Bisher ist nur wenig ĂŒber Monkey Dust bekannt. Es gehört zu den âneuen psychoaktiven Stoffenâ (âresearch chemicalsâ), ĂŒber deren Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen noch kaum wissenschaftlich erwiesene Fakten existieren. Auch in der Community gibt es erst begrenztes Wissen darĂŒber â etwa zur Frage, ob und wie der Gebrauch von Monkey Dust langfristig unproblematisch gestaltet werden kann.
Chemisch gesehen gehört Monkey Dust zu einer bestimmten Untergruppe der synthetischen Cathinone, einer Klasse von Psychostimulanzien. Die Stoffe dieser Untergruppe werden im Internet manchmal âPyrosâ genannt, da sie Abwandlungen der Substanz Pyrovaleron (PV) sind. MDPV war der erste Vertreter dieser Gruppe, der sich ab ca. 2010 als Droge verbreitete und fĂŒr den sich der Spitzname Monkey Dust ursprĂŒnglich etablierte. Weitere Abwandlungen mit Ă€hnlicher Wirkung heiĂen z.B. α-PVP und α-PHiP (alias Alpha-PiHP oder A-PHiP). In anderen Szenen ist statt âMonkey Dustâ der Spitzname âFlexâ gebrĂ€uchlich.
Vorsicht vor Verwechslungen: In einigen Proben, die bei Drugchecking.berlin als Mephedron abgegeben wurden, wurde stattdessen Alpha-PHiP gefunden. AuĂerdem wurde Alpha-PiHP in Europa bereits vereinzelt in 2-CB-Pillen gefunden. Aufgrund der unterschiedlichen Dosierung und Wirkungsdauer und der möglichen Nebenwirkungen ist eine solche Verwechslung bzw. Falschdeklaration besonders gefĂ€hrlich!
Wie wird Monkey Dust eingenommen?
Monkey Dust wird meist geraucht. Es kann aber auch durch die Nase gezogen, geschluckt (z.B. in einer Leerkapsel oder in Zigarettenpapier gewickelt), rektal eingefĂŒhrt (in etwas Wasser aufgelöst) oder geslammt (also intravenös gespritzt) werden.
Eine Besonderheit der Substanz MDPHP ist, dass sie in zwei Formen verfĂŒgbar ist: Als freie Base (Freebase) oder Hydrochlorid-Salz (HCl). Da die Freebase nicht wasserlöslich ist und SchleimhĂ€ute verklebt, eignet sie sich nicht dafĂŒr, durch die Nase gezogen oder rektal eingefĂŒhrt zu werden.
Risikohinweis: Eine verlĂ€ssliche Dosierung ist oft nicht möglich, da die Substanz in ganz unterschiedlicher Konzentration vorliegen kann. Drugchecking kann dir Informationen ĂŒber die exakte Substanz und ihre Reinheit geben.
Nachwirkungen von Monkey Dust (z.B. Schlaflosigkeit und erhöhter Puls) können unabhĂ€ngig von der Konsumform 6â12 Stunden andauern.
Wie fĂŒhlt sich Monkey Dust an?
Risikohinweis: Substanzen können bei unterschiedlichen Menschen verschieden wirken. Die Wirkung ist unter anderem abhÀngig von Faktoren wie Körpermasse, Gewöhnung, Dosis und aktuellem Mageninhalt (bei oralem Konsum). Deine psychische und physische Verfassung sowie das Setting spielen eine wichtige Rolle.
Monkey Dust kann die folgenden Effekte haben:
- Stimulierung
- Lust auf Sex
- Enthemmung
- Motivation
- Wachheit
- UnterdrĂŒcktes Hunger- und DurstgefĂŒhl
- Euphorie
- Kontaktfreudigkeit
- Konzentration
- Selbstbewusstsein
- Halluzinationen
- Nachlegedrang
Möglicherweise findest du mehr und andere Menschen attraktiv als im nĂŒchternen Zustand.
Neben- und Langzeitwirkungen
Die folgenden Informationen basieren vor allem auf Erfahrungen und Berichten von User*innen.
GĂ€ngige Nebenwirkungen
- Herzrasen
- Hoher Blutdruck
- AngstzustÀnde
- Mundtrockenheit
- Kopfschmerzen
- SchweiĂausbrĂŒche
- Kieferkrampfen (âKau-Flashâ)
- gesteigerte AggressivitÀt
- Ăbelkeit
- Erektionsprobleme
- Muskelzucken
Bei Ăberdosierung
- LebensgefĂ€hrliche Ăberhitzung
- Starke Erhöhung des Blutdrucks
- Starke Erhöhung des Herzschlags
- GefÀhrliche psychotische ZustÀnde
Comedown
Beim Runterkommen und anschlieĂend an den Konsum kann es zu diesen Symptomen kommen:
- AngstzustÀnde
- Paranoia und Wahnvorstellungen
- SchuldgefĂŒhle
- Schlaflosigkeit
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Erschöpfung
- Antriebslosigkeit
- ErinnerungslĂŒcken
- Konzentrationsstörungen
- innere Unruhe
- MuskelkrÀmpfe
Langzeitfolgen
Mit steigender Konsumdauer und/oder -Frequenz werden folgende Effekte immer wahrscheinlicher:
- Psychosen
- Erschöpfung
- Herz-Kreislauf-Probleme
- geschwÀchtes Immunsystem (und damit hÀufigere Infekte)
- starker Gewichtsverlust
- Depression
- sozialer RĂŒckzug
Bei anhaltendem Unwohlsein, Ăberhitzung oder AngstzustĂ€nden: Hole dir medizinische Hilfe.
Beim Auffinden einer bewusstlosen Person: Kontrolliere, ob die Person atmet, leiste erste Hilfe und rufe einen Rettungswagen (112).
Bei akuten psychotischen Störungen kannst du dich in Berlin an die Sprechstunde fĂŒr partydrogenassoziierte Erkrankungen der CharitĂ© wenden, aber auch an die Rettungsstelle jedes Krankenhauses. Weitere Hinweise zu Psychosen im Chemsex-Kontext
Mischkonsum
Risikohinweis: Wenn du mehrere Substanzen gleichzeitig nimmst, belastet das deinen Körper und deine Psyche stĂ€rker. Dabei können einzelne Wirkungen verstĂ€rkt, abgeschwĂ€cht oder zeitverzögert auftreten. Die Wahrscheinlichkeit von Ăberdosierung oder Nebenwirkungen ist nicht berechenbar.
- Monkey Dust + Alkohol: Monkey Dust ĂŒberdeckt die Alkoholwirkung. Eine Alkoholvergiftung wird dadurch wahrscheinlicher!
- Monkey Dust + Speed / Kokain / Crystal Meth (Tina) oder andere aufputschende Substanzen: Dein Herz-Kreislauf wird stark belastet. Erhöhte Wahrscheinlichkeit der Ăberhitzung und Kreislaufkollaps. Unangenehme Nebenwirkungen werden verstĂ€rkt.
- Monkey Dust + GBL/GHB: Diese Substanzen ĂŒberdecken jeweils gegenseitig einen Teil ihrer Wirkung. Wenn der stimulierende Effekt von Monkey Dust nachlĂ€sst, kann die betĂ€ubende Wirkung von G in gefĂ€hrlichem AusmaĂ durchschlagen. Die angstlösende Wirkung von G könnte die Nebenwirkungen von zu viel Monkey Dust zeitweise kaschieren und so zu ĂŒberhöhtem Konsum verleiten.
- Monkey Dust + Cannabis: Cannabis kann vermutlich die psychotische Wirkung von Monkey Dust verstÀrken.
- Monkey Dust + Ecstasy/MDMA: Die neurotoxischen Effekte von MDMA können sich durch Stimulanzien noch verstÀrken. Der Kreislauf wird zusÀtzlich belastet.
- Monkey Dust + Ketamin: Die dissoziative Wirkung von Ketamin kann sich negativ auf die paranoiden Nebenwirkungen von MDPHP auswirken und diese vielleicht verstÀrken.
- Monkey Dust + MAO-Hemmer, Psychopharmaka oder bestimmte Medikamente (DXM, Tramadol): Kann zu einem gefĂ€hrlichen Serotonin-Ăberschuss (Serotoninsyndrom) fĂŒhren. Dann kann es zu einem lebensgefĂ€hrlichen Anstieg des Blutdrucks und starkem Fieber kommen.
Suchtpotenzial und Entzug
Monkey Dust löst einen starken Nachlegedrang aus, was unkontrollierten und wiederholten Konsum begĂŒnstigt. Unangenehme GefĂŒhle beim Runterkommen können es zusĂ€tzlich schwieriger machen, ein Ende zu finden.
Beim Konsum von Monkey Dust entwickelt sich sehr schnell eine Toleranz fĂŒr die gewĂŒnschte Wirkung. Das bedeutet, dass du mit der Zeit deutlich mehr nehmen musst, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Das fĂŒhrt auch zu einem stĂ€rkeren Auftreten von unerwĂŒnschten Nebenwirkungen.
Monkey Dust hat ein hohes, vor allem mentales AbhÀngigkeitspotenzial. Manche Konsument*innen berichten von intensivem Verlangen und zwanghaftem Nachlegen selbst dann, wenn bereits starke negative Wirkungen auftreten.
Safer Use
Vor dem Gebrauch
- Nutze Drugchecking und achte auf aktuelle Substanzwarnungen.
- Vorsicht bei psychischen Grunderkrankungen oder wenn du bereits Erfahrungen gemacht hast, die auf eine Neigung zu Psychosen hinweisen: Das Risiko psychischer Nebenwirkungen ist dann höher. Auch FÀlle von Schizophrenie in deiner Familie können auf ein höheres persönliches Risiko hinweisen.
- Herz-Kreislauf- oder Stoffwechsel-Erkrankungen erhöhen dein gesundheitliches Risiko deutlich. Verzichte in diesem Fall möglichst auf den Konsum oder informiere dich im Detail.
- Konsumiere Monkey Dust nur gut ausgeschlafen, da Schlafentzug das Risiko fĂŒr psychische Nebenwirkungen erhöht.
- Plane den Nachlegedrang ein bzw. ĂŒberlege dir Strategien, damit umzugehen: Entscheide dich z.B. fĂŒr oralen Konsum oder lege nĂŒchtern fest, wie viel bzw. wie lange du konsumieren möchtest, und hab darĂŒber hinaus keine VorrĂ€te griffbereit.
- Ăberlege, wie du mit Nebenwirkungen wie Angst und Paranoia umgehen könntest, falls sie auftreten. Gibt es eine nĂŒchterne Person, der du vertraust und an die du dich bei Bedarf wenden kannst? Hast du ggf. Zugang zu angstlösenden Medikamenten?
Beim Gebrauch
- Teste anfangs nur eine kleine Menge an, warte die Wirkung ab und lege nicht zu schnell nach.
- Wiege deine Dosis genau ab. Schon wenige Milligramm zu viel können eine Ăberdosis mit unangenehmen Nebenwirkungen auslösen. Nutze dazu eine auf Milligramm genaue Waage (online erhĂ€ltlich).
- Falls Angst oder Paranoia auftreten, beende den Konsum sofort. Jeder weitere Gebrauch wĂŒrde diese Effekte zwar vielleicht etwas hinauszögern, aber letztendlich ungemein verstĂ€rken.
- Vermeide Ăberhitzung: Mach regelmĂ€Ăige Pausen (z.B. vom Sex), gehe an die frische Luft, trinke etwas, oder öffne ein Fenster.
- Bei Kauflashs: Kaugummi hilft, deine ZĂ€hne und Wangen zu schonen.
Nach dem Gebrauch
- Wenn du zum Runterkommen regelmĂ€Ăig weitere Substanzen gebrauchst (z.B. G oder Benzos), kannst du auch von diesen abhĂ€ngig werden.
- Plane genug Erholungszeit ein. Nach dem Konsum kann es sein, dass du dich verstimmt, ausgelaugt oder gereizt fĂŒhlst.
- Lege Konsumpausen von mind. 4 bis 6 Wochen ein. Damit gibst du deinem Körper die Möglichkeit, sich zu erholen und verringerst den Gewöhnungseffekt.
Safer Sex
- Monkey Dust enthemmt dich und kann dazu fĂŒhren, dass du im Rausch weniger auf saferen Sex achtest. Dabei steigt das Infektionsrisiko mit HIV und anderen sexuell ĂŒbertragbaren Infektionen.
- Die schmerzstillende Wirkung lĂ€sst dich lĂ€nger und heftiger Sex haben, was Verletzungen und Infektionen begĂŒnstigt.
- Monkey Dust macht Lust auf lange andauernden Sex. Falls du Kondome nutzt, wechsle alle halbe Stunde das Gummi â oder erwĂ€ge eine andere Schutzstrategie. Wenn du PrEP bzw. Medikamente einnimmst, achte alle 24 Stunden auf die Einnahme â stell dir zum Beispiel einen Reminder auf dem Handy.
- Sex auf Monkey Dust funktioniert nur mit Konsens und Vertrauen. KlÀrt vorher ab, welche Sexpraktiken von allen gewollt sind und welche nicht.
- Konsumiere nur so viel, dass du noch klar Ă€uĂern kannst, was du willst und was nicht, sowie abweisende Signale deiner Partner*innen noch erkennst. Monkey Dust kann deine Ich-Bezogenheit und AggressivitĂ€t beim Sex erhöhen.
- Legt euch ausreichend Safer-Sex-Utensilien bereit (Handschuhe, Kondome, Gleitgel), bevor es zur Sache geht.
- Achte auf deinen Körper! Bemerkst du AuffĂ€lligkeiten, solltest du eine*n Ărzt*in aufsuchen.
- Lass dich regelmĂ€Ăig testen! Bei wechselnden Sexpartner*innen solltest du dich mindestens einmal im Jahr auf sexuell ĂŒbertragbare Infektionen testen lassen. Checke auch deinen Impfstatus auf Hepatitis A/B.
Wechselwirkungen HIV-Therapie
- Nimm Drogen und HIV-Medikamente zeitlich versetzt ein. Das mindert ggf. Wechselwirkungen etwas ab. Dosiere Drogen bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten immer niedriger.
- Da bei neuen psychoaktiven Substanzen nicht bekannt ist, wie sie wirken, können hier auch keine Aussagen zu Wechselwirkungen getroffen werden. Zumal unter dem Namen Monkey Dust unterschiedliche Substanzen verkauft werden.
- Das Aufkommen der synthetischen Cathinon-Derivate (âBadesalzeâ) kann auch zu potenziellen Wechselwirkungen mit ARV-Therapien fĂŒhren. Die Stoffwechselwege dieser Medikamente werden noch aufgeklĂ€rt. Da es in dieser Klasse eine groĂe strukturelle HeterogenitĂ€t gibt, ist es wahrscheinlich, dass es auch Unterschiede im Stoffwechsel gibt. Es ist möglich, dass die gleichzeitige Einnahme eines CYP2D6-Inhibitors wie Ritonavir die MDPV-Konzentration erhöht, es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich. (Quelle)
- Sprich mit deine*r Ărzt*in ĂŒber die Wechselwirkungen deiner HIV-Medikamente mit Rauschmitteln!
- Oft wird die Nacht lang â nimm ausreichend Medikamente mit und halte deine Einnahmezeitpunkte ein.
Hinweise zu Wechselwirkungen von anderen Substanzen und HIV-Medikamenten
Beratung
Möchtest du dich ĂŒber deinen Konsum austauschen? Hast du Fragen oder suchst du UnterstĂŒtzung zum Thema Substanzgebrauch? Willst du deine Erlebnisse unter Substanzen mit jemandem teilen und/oder reflektieren? Hast du das GefĂŒhl, dass du zu viel konsumierst? Sorgst du dich um Freunde oder Bekannte und wĂŒnschst dir Beratung oder Tipps, wie du als Freund*in damit umgehen kannst? Beratungsstellen in deiner NĂ€he helfen dir gerne weiter!
Beratungshotline des Berliner Drogennotdienst: 030 19237 (rund um die Uhr)
Quellen
- PsychonautWiki: MDPHP
- The Drug Classroom: MDPHP
- TripSit Factsheet: MDPHP
- PsychonautWiki: A-PiHP
- Meph, Badesalz | HIV & Drogen (hiv-drogen.de)
- Stolbach et.al. 2015: A Review of the Toxicity of HIV Medications
- GesprÀche mit Konsumenten (August 2023)
- Recherche von User*innen-Postings auf Eve&Rave, Reddit & Bluelight (Oktober 2023)