Was ist das?
Unter den Namen Pilze, Zauberpilze, Magic Mushrooms oder Psilos werden verschiedene Pilzsorten zusammengefasst, die psychoaktiv wirken. In ihnen sind die Substanzen Psilocybin oder Psilocin enthalten, welche eine psychedelische (die Seele offenbarende) und halluzinogene Wirkung auslösen. Der durchschnittliche Psilocybin-Gehalt von getrockneten Pilzen beträgt, abhängig von der Pilzart, 0,1 bis 1 % (max. 2 %). Psilocybin wird im Körper zu Psilocin umgesetzt, das im Gehirn die psychoaktiven Wirkungen auslöst.
Wie wird es eingenommen?
Pilze werden meist in frischer oder getrockneter Form gegessen. Sie können auch als Tee getrunken oder in Kapseln gefüllt konsumiert werden. Die Wirkung von Pilzen tritt oft nach einer halben bis zwei Stunden ein und dauert ungefähr 6-8 Stunden an.
Getrocknete Pilze sollten niedriger dosiert werden als frische, da sie in der Regel einen 10-Mal höheren Wirkstoffgehalt haben.
Der Wirkstoffgehalt von Pilzen ist abhängig von Sorte, Fundort, Wetter, Verarbeitung und kann auch zwischen Pilzen der gleichen Art stark schwanken. Das bedeutet, dass du nie genau wissen kannst, wie viel Wirkstoff in einem Pilz oder Teilen davon vorhanden ist. Das erschwert eine genaue Dosierung und erhöht die Wahrscheinlichkeit unbeabsichtigter Wirkungen.
Wie fühlt es sich an?
Jede Substanz wirkt bei jedem Menschen unterschiedlich. Die Wirkung von Pilzen ist dabei von persönlichen Faktoren abhängig (Körpermasse, Gewöhnung, aufgenommene Menge, auf vollen oder leeren Magen, …). Eine wichtige Rolle spielt das Setting sowie deine psychische und physische Verfassung.
Unter Einfluss von Pilzen wird die Filterfunktion von bestimmten Bereichen des Gehirns geöffnet. Dadurch können Sinnesreize ungefiltert in die Großhirnrinde und damit in dein Bewusstsein gelangen. Es kommt also zu einer Veränderung von Wahrnehmung und Gedanken. Die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmt, was dazu führen kann, dass du den Trip ähnlich wie einen Traum erlebst.
Die Wahrnehmungsveränderungen sind individuell sehr unterschiedlich und werden von Menschen verschieden erlebt und bewertet. Sie können sowohl große Freude als auch starke Angst hervorrufen. Bei aufkommenden Ängsten oder unangenehmen Gefühlen kann es hilfreich sein, Gedanken auf schöne Dinge oder Erinnerungen zu richten. Trips auf Pilzen werden von einigen Konsument*innen als einschneidende Erlebnisse, sowohl positiver als auch negativer Art, beschrieben.
Wie sich der Rausch auf Pilzen anfühlt, ist von der Dosis abhängig.
Die übliche Wirkung von Pilzen wird so beschrieben:
- Wahrnehmungsveränderungen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken)
- Veränderung des sexuellen Erlebens
- leichte bis starke Halluzinationen
- Veränderungen von Ort- und Zeitgefühl
- Wärme und Kribbeln im Körper
- gesteigerter Antrieb, Bedürfnis sich zu bewegen
- Lachflashs
- Verbundenheitsgefühle mit anderen Menschen und der Natur
Je nach Dosis können Trips unterschiedlich intensiv sein. Eine grobe Einteilung findet ihr hier:
- 3 – 4 mg Psilocybin: schwache körperliche und psychische Wirkung
- 5 – 10 mg Psilocybin: [Pseudo]Halluzinationen bei geschlossenen Augen z. B. in Form von sich schnell verändernden geometrischen Mustern
- 10 – 20 mg Psilocybin: : [Pseudo]Halluzinationen bei offenem Auge
- 20 mg Psilocybin: starke Bewusstseinsveränderungen, Gleichgewichts- und Orientierungsstörungen (Tanzen ist bei dieser Dosierung kaum noch möglich)
- 60 – 100 mg Psilocybin: sehr hohe Dosis, wurde (früher) bei bestimmten Formen von Psychotherapien verwendet.
Neben- und Langzeitwirkungen
Pilze können körperliche Symptome wie Übelkeit, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, erhöhten Herzschlag und Blutdruck verursachen. Körperliche Symptome und/oder die veränderte Wahrnehmung der Umwelt können Ängste auslösen, die sich aufgrund der halluzinogenen Wirkung verstärken. Wenn du regelmäßig und über einen längeren Zeitraum Pilze nimmst, werden Nebenwirkungen verstärkt in den Vordergrund treten.
Durch den Konsum von Pilzen können verdrängte Gedanken oder Erlebnisse wieder hochkommen.
Es können paranoide Gedanken und Panikattacken auftreten (sog. “Horrortrip”). Nach dem Konsum kann es schwer sein, wieder in die Realität zurückzufinden. Es kann passieren, dass du nach dem Konsum von Pilzen eine langfristige psychische Störung entwickelst. Der Gebrauch von Pilzen kann zudem bereits unterschwellig vorhandene Psychosen aktivieren.
Anhaltende Wahrnehmungsstörungen nach der Einnahme von Halluzinogenen (HPPD; Hallucinogen Persisting Perception Disorder) können über Monate bis Jahre anhalten und Menschen in ihrem Leben stark beeinträchtigen.
Nach mehrmaligem Konsum über wenige Tage bildet sich ein Gewöhnungseffekt. Das bedeutet, dass die Wirkung schwächer wird oder ganz ausbleibt. Der Gewöhnungseffekt ist in der Regel wieder aufgehoben, wenn du eine Woche nicht konsumierst.
Überdosierung
Der Wirkstoffgehalt von Pilzen ist abhängig von Sorte, Fundort, Wetter, Verarbeitung und kann auch zwischen Pilzen der gleichen Art stark schwanken. Das bedeutet, dass du nie wissen kannst, wie viel Wirkstoff in einem Pilz oder Teilen davon vorhanden ist. Das erschwert eine genaue Dosierung und erhöht die Wahrscheinlichkeit unbeabsichtigter Wirkungen.
Eine hohe Dosis macht das Auftreten unangenehmer Nebenwirkungen, insbesondere psychischer Art, wahrscheinlicher. Es kann sein, dass sich durch den Pilztrip eine bleibende psychische Störung entwickelt.
Bei anhaltendem Unwohlsein, hole dir medizinische Hilfe. Beim Auffinden einer bewusstlosen Person, kontrolliere, ob die Person atmet, leiste erste Hilfe und rufe einen Rettungswagen (112).
Weitere Infos zum Thema Drogennotfall findest du hier. Du kannst dich auch an folgende Stellen wenden:
Drogennotfall-Telefon: 01806 313031 (24 Stunden)
Drogennotdienst: 030 19237 (24 Stunden)
Mischkonsum
Grundsätzlich gilt: Wenn du mehrere Substanzen gleichzeitig nimmst, belastet das deinen Körper und deine Psyche stärker. Dabei können einzelne Wirkungen verstärkt, abgeschwächt oder zeitverzögert auftreten. Die Wahrscheinlichkeit von Überdosierung oder Nebenwirkungen ist nicht berechenbar.
- Pilze + Alkohol: erhöht die Wahrscheinlichkeit von Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufbeschwerden, Ohnmacht.
- Pilze + Cannabis: verstärkt die halluzinogene Wirkung. Kann Kreislaufbeschwerden und Ohnmacht verursachen.
- Pilze + MDMA, Speed oder Crystal: starke Erhöhung der Körpertemperatur. Die nervenschädigende Eigenschaft von Amphetaminen wird verstärkt.
Suchtpotenzial und Entzug
Die Wirkstoffe von Pilzen rufen keine körperliche Abhängigkeit oder Entzugserscheinungen hervor. Auch die Wahrscheinlichkeit, eine psychische Abhängigkeit zu entwickeln, ist gering.
Safer Use
- Der Rausch beginnt etwa 30-60 Minuten nach der Einnahme. In einigen Fällen, z.B. wenn du vorher etwas gegessen hast, kann es bis zu 2 Stunden dauern, bis du die Wirkung bemerkst. Warte die Wirkung ab und lege nicht nach, um eine Überdosierung zu vermeiden.
- Dosiere niedrig. Pilze haben natürliche Wirkstoffschwankungen. Es ist unmöglich, festzustellen, wie viel Wirkstoff enthalten ist.
- Miss deine Dosis immer selbst ab. Übertrage die Verantwortung dafür nicht an andere. So behältst du garantiert die Übersicht.
- Es ist niemals okay, anderen Menschen ohne deren Wissen und Einverständnis Substanzen zu verabreichen! Du gefährdest damit das Leben der Person und machst dich strafbar. Wenn du so eine Situation beobachtest, hole dir Hilfe bei anderen und schütze die betroffene Person.
- Pilze sind keine Partydrogen. Das Psilocybin/Psilocin ermöglicht eine tiefe und emotionale Erforschung der eigenen inneren Räume. Es ist möglich, dass du mit unangenehmen Erlebnissen oder Gedanken konfrontiert wirst. Du kannst versuchen, mit positiven Gedanken gegenzusteuern oder eine andere Person bitten, dich zu beruhigen.
- Bereite dich auf den Konsum vor. Achte darauf, eine ruhige Umgebung zu wählen. Vielleicht brauchst du nach dem Trip etwas Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Das wird dir leichter fallen, wenn der Tag nach deinem Konsum frei von anstrengenden Terminen ist.
- Pilze sollten nicht alleine genommen werden. Konsumiere zusammen mit Menschen, denen du vertraust und bei denen du dich wohl fühlst. Im Idealfall ist eine Person dabei, die nüchtern bleibt und gegebenenfalls helfen kann.
- Konsumiere Pilze nicht auf vollen Magen (Übelkeit) und nur dann, wenn du ausgeschlafen und in guter psychischer Verfassung bist.
- Frische Pilze sind nur kurz haltbar. Die Zersetzung kann nach einem Tag schon begonnen haben und zu Vergiftungen führen.
- Vorsicht beim Pilzesammeln. Es kann zu Verwechslungen mit anderen Sorten kommen. Das Risiko einer lebensbedrohlichen Vergiftung ist hoch.
- Konsumiere nicht bei psychischen Belastungen, bekannten schizophrenen Psychosen, Epilepsie, bipolarer oder Borderline-Störungen.
Safer Sex
- Pilze können den Blick auf die Realität verändern, Grenzen lockern und dazu führen, Situationen anders einzuschätzen – das macht unsafen Sex und damit eine Übertragung von HIV oder anderen STI wahrscheinlicher.
- Sex und Pilze funktionieren nur bei gegenseitigem Einverständnis und großem Vertrauen. Gerade bei Pilzen besteht immer die Wahrscheinlichkeit eines schlechten Trips.
- Sex auf Pilzen solltet ihr nur zusammen erleben, wenn ihr euch und die Wirkung gut kennt. Klärt im Vorfeld ab, welche Sexpraktiken von beiden gewollt sind und welche nicht.
- Konsumiere nur so viel, dass du dich wehren kannst oder Abwehrsignale deiner Partner*innen noch erkennst.
- Habe nur Sex mit Personen, die ihren Willen äußern können! Wenn eine Person so high ist, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich zu unterhalten, ist sie auch nicht einwilligungsfähig. Unter keinen Umständen dürfen an ihr (weiter) sexuelle Handlungen vorgenommen werden. Das gilt auch, wenn zuvor bei Bewusstsein gemeinsame Absichten besprochen wurden. Es handelt sich ggfs. um eine Straftat.
- Bevor es zur Sache geht, legt euch ausreichend Safer-Sex-Utensilien (Handschuhe, Kondome, Gleitgel) bereit.
- Achte auf deinen Körper! Bemerkst du Auffälligkeiten, solltest du eine*n Ärzt*in aufsuchen.
- Lasse dich mindestens einmal im Jahr auf sexuell übertragbare Infektionen testen und checke deinen Impfstatus gegen Hepatitis A/B.
Wechselwirkungen HIV-Therapie
- Die Kombination von Pilzen und HIV-Medikamenten Efavirenz (Sustiva® und dessen Generkika, auch enthalten in Atripla®), Ritonavir (Norvir® und dessen Generkia, auch enthalten in Kaletra und Paxlovid), Cobicistat (Tybost® und dessen Generkia, auch enthalten in Evotaz, Rezolsta/Prezcobix, Genvoya, Stribild und Symtuza ) können Halluzinationen sowie psychotische Zustände und Flashbacks verstärken.
- Nimm Drogen und HIV-Medikamente zeitlich versetzt ein. Das mindert ggf. Wechselwirkungen etwas ab. Dosiere Drogen bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten immer niedrig.
- Oft wird die Nacht lang – nimm ausreichend Medikamente mit und halte deine Einnahmezeitpunkte ein.
- Sprich mit deine*r Ärzt*in über die Wechselwirkungen deiner HIV-Medikamente mit Rauschmitteln.
- Hinweise zu Wechselwirkungen von Substanzen und HIV-Medikamenten findest du hier.
Beratung
- Du möchtest dich über deinen Konsum austauschen, hast Fragen oder suchst Unterstützung zum Thema Substanzgebrauch?
- Du willst deine Erlebnisse unter Substanzen mit jemandem teilen und/oder reflektieren?
- Du hast das Gefühl, dass du zu viel konsumierst?
- Du sorgst dich um Freunde oder Bekannte und wünschst dir Beratung oder Tipps, wie du als Freund*in damit umgehen kannst?
- Du hast das Gefühl, dass du zuviel konsumierst? Die Drogenberatung in deiner Nähe hilft dir gerne weiter!
Quellen:
- Halluzinogene Pilze | Die Techniker (tk.de)
- Pilze/Psilos | drugscouts.de
- Hängenbleiben | drugscouts.de
- Psilocybinhaltige Pilze – Wikipedia
- Pilze (Magic Mushrooms) – checkit!
- Zauberpilz (chemie.de)
- Hallucinogen_persisting_perception_disorder (chemie.de)
- LSD und «Zauberpilze»: Problemen vorbeugen – Suchtprävention (suchtpraevention-zh.ch)
- Psilocybin – drugcom
- Topthema: Was bei einem Trip auf Pilzen passieren kann – drugcom
- Pilze | HIV & Drogen (hiv-drogen.de)