
Queere Nothilfe Uganda
10. August 2023
Monkey Dust ist relativ neu in Berlin. Diese Information fasst den aktuellen Wissensstand zusammen. Sie beruht teilweise auf gesammelten Erfahrungsberichten sowie auf der logischen Ableitung von Wissen über ähnliche Substanzen. Es ist möglich, dass manche Details in Zukunft noch ergänzt oder geändert werden müssen.
Was ist Monkey Dust?
Monkey Dust ist eine stark aufputschende Droge. Meist ist damit die Substanz MDPHP gemeint. Es sind aber auch mehrere leichte chemische Abwandlungen in Umlauf, die ähnlich wirken.
Monkey Dust kann man in etwa so verstehen: Es ist eine rauchbare, intensiver wirkende und risikoreichere Variante von Mephedron & 3-MMC – ähnlich wie Crystal Meth eine rauchbare, intensiver wirkende und risikoreichere Variante von Speed ist.
Monkey Dust wird seit 2023 vermehrt in Teilen der Berliner Chemsex-Szene genutzt. In der Clubszene ist es nicht verbreitet.
Monkey Dust kommt als weiĂźliche Kristalle/Brocken oder als cremefarbenes bis braunes Pulver vor und kann einen starken Geruch haben, der an Sperma erinnern soll.
Achtung: Monkey Dust kann laut Erfahrungsberichten besonders rasch zu Kontrollverlust über die Konsummenge und -dauer führen. Häufig wird von Nebenwirkungen wie Angst und Paranoia berichtet. Das Risiko für diese Folgen sei noch höher als bei Crystal Meth. Wenn Menschen, die Chemsex betreiben, professionelle Hilfe aufsuchen, hängt das aktuell auffällig oft mit dem Gebrauch von Monkey Dust zusammen.
Bisher ist nur wenig über Monkey Dust bekannt. Es gehört zu den „neuen psychoaktiven Stoffen“ („research chemicals“), über deren Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen noch kaum wissenschaftlich erwiesene Fakten existieren. Auch in der Community gibt es erst begrenztes Wissen darüber – etwa zur Frage, ob und wie der Gebrauch von Monkey Dust langfristig unproblematisch gestaltet werden kann.
Monkey Dust gehört zu einer Untergruppe der sogenannten synthetischen Cathinone. Die Stoffe dieser Untergruppe werden manchmal „Pyros“ genannt, da sie Abwandlungen der Substanz Pyrovaleron sind. MDPV war der erste Vertreter dieser Gruppe, der sich ab ca. 2010 als Droge verbreitete. Weitere Abwandlungen mit ähnlicher Wirkung heißen etwa α-PVP und α-PHiP (alias Alpha-PiHP oder A-PHiP).
Vorsicht vor Verwechslungen: Mehrere Menschen gaben bei Drugchecking.berlin Proben ab, die sie für Mephedron hielten – doch in Wirklichkeit war es Alpha-PHiP. Außerdem wurde Alpha-PiHP bereits vereinzelt in 2-CB-Pillen gefunden. Aufgrund der unterschiedlichen Dosierung und Wirkungsdauer und der möglichen Nebenwirkungen ist eine solche Verwechslung bzw. Falschdeklaration besonders gefährlich!
Wie wird Monkey Dust eingenommen?
Monkey Dust wird meist geraucht. Es kann aber auch durch die Nase gezogen, geschluckt (z.B. in einer Leerkapsel oder in Zigarettenpapier gewickelt), rektal eingeführt (in etwas Wasser aufgelöst) oder geslammt (also intravenös gespritzt) werden.
Eine Besonderheit der Substanz MDPHP ist, dass sie in zwei Formen verfügbar ist: Als freie Base (Freebase) oder Hydrochlorid-Salz (HCl). Da die Freebase nicht wasserlöslich ist und Schleimhäute verklebt, eignet sie sich nicht dafür, durch die Nase gezogen oder rektal eingeführt zu werden.

Risikohinweis: Eine verlässliche Dosierung ist oft nicht möglich, da die Substanz in ganz unterschiedlicher Konzentration vorliegen kann. Drugchecking kann dir Informationen über die exakte Substanz und ihre Reinheit geben.
Nachwirkungen von Monkey Dust (z.B. Schlaflosigkeit und erhöhter Puls) können unabhängig von der Konsumform 6–12 Stunden andauern.
Wie fĂĽhlt sich Monkey Dust an?

Risikohinweis: Substanzen können bei unterschiedlichen Menschen verschieden wirken. Die Wirkung ist unter anderem abhängig von Faktoren wie Körpermasse, Gewöhnung, Dosis und aktuellem Mageninhalt (bei oralem Konsum). Deine psychische und physische Verfassung sowie das Setting spielen eine wichtige Rolle.
Monkey Dust kann die folgenden Effekte haben:
- Stimulierung
- Lust auf Sex
- Enthemmung
- Motivation
- Wachheit
- UnterdrĂĽcktes Hunger- und DurstgefĂĽhl
- Euphorie
- Kontaktfreudigkeit
- Konzentration
- Selbstbewusstsein
- Halluzinationen
- Nachlegedrang
Möglicherweise findest du mehr und andere Menschen attraktiv als im nüchternen Zustand.
Neben- und Langzeitwirkungen

Die folgenden Informationen basieren vor allem auf Erfahrungen und Berichten von User*innen.
Gängige Nebenwirkungen
- Herzrasen
- Hoher Blutdruck
- Angstzustände
- Mundtrockenheit
- Kopfschmerzen
- SchweiĂźausbrĂĽche
- Kieferkrampfen (“Kau-Flash”)
- gesteigerte Aggressivität
- Ăśbelkeit
- Erektionsprobleme
- Muskelzucken
Bei Ăśberdosierung
- Lebensgefährliche Überhitzung
- Starke Erhöhung des Blutdrucks
- Starke Erhöhung des Herzschlags
- Gefährliche psychotische Zustände
Comedown
Beim Runterkommen und anschlieĂźend an den Konsum kann es zu diesen Symptomen kommen:
- Angstzustände
- Paranoia und Wahnvorstellungen
- SchuldgefĂĽhle
- Schlaflosigkeit
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Erschöpfung
- Antriebslosigkeit
- ErinnerungslĂĽcken
- Konzentrationsstörungen
- innere Unruhe
- Muskelkrämpfe
Langzeitfolgen
Mit steigender Konsumdauer und/oder -Frequenz werden folgende Effekte immer wahrscheinlicher:
- Psychosen
- Erschöpfung
- Herz-Kreislauf-Probleme
- geschwächtes Immunsystem (und damit häufigere Infekte)
- starker Gewichtsverlust
- Depression
- sozialer RĂĽckzug
Bei anhaltendem Unwohlsein, Überhitzung oder Angstzuständen: Hole dir medizinische Hilfe.
Beim Auffinden einer bewusstlosen Person: Kontrolliere, ob die Person atmet, leiste erste Hilfe und rufe einen Rettungswagen (112).
Bei akuten psychotischen Störungen kannst du dich in Berlin an die Sprechstunde für partydrogenassoziierte Erkrankungen der Charité wenden, aber auch an die Rettungsstelle jedes Krankenhauses. Weitere Hinweise zu Psychosen im Chemsex-Kontext
Mischkonsum

Risikohinweis: Wenn du mehrere Substanzen gleichzeitig nimmst, belastet das deinen Körper und deine Psyche stärker. Dabei können einzelne Wirkungen verstärkt, abgeschwächt oder zeitverzögert auftreten. Die Wahrscheinlichkeit von Überdosierung oder Nebenwirkungen ist nicht berechenbar.
- Monkey Dust + Alkohol: Monkey Dust ĂĽberdeckt die Alkoholwirkung. Eine Alkoholvergiftung wird dadurch wahrscheinlicher!
- Monkey Dust + Speed / Kokain / Crystal Meth (Tina) oder andere aufputschende Substanzen: Dein Herz-Kreislauf wird stark belastet. Erhöhte Wahrscheinlichkeit der Überhitzung und Kreislaufkollaps. Unangenehme Nebenwirkungen werden verstärkt.
- Monkey Dust + GBL/GHB: Diese Substanzen überdecken jeweils gegenseitig einen Teil ihrer Wirkung. Wenn der stimulierende Effekt von Monkey Dust nachlässt, kann die betäubende Wirkung von G in gefährlichem Ausmaß durchschlagen. Die angstlösende Wirkung von G könnte die Nebenwirkungen von zu viel Monkey Dust zeitweise kaschieren und so zu überhöhtem Konsum verleiten.
- Monkey Dust + Cannabis: Cannabis kann vermutlich die psychotische Wirkung von Monkey Dust verstärken.
- Monkey Dust + Ecstasy/MDMA: Die neurotoxischen Effekte von MDMA können sich durch Stimulanzien noch verstärken. Der Kreislauf wird zusätzlich belastet.
- Monkey Dust + Ketamin: Die dissoziative Wirkung von Ketamin kann sich negativ auf die paranoiden Nebenwirkungen von MDPHP auswirken und diese vielleicht verstärken.
- Monkey Dust + MAO-Hemmer, Psychopharmaka oder bestimmte Medikamente (DXM, Tramadol): Kann zu einem gefährlichen Serotonin-Überschuss (Serotoninsyndrom) führen. Dann kann es zu einem lebensgefährlichen Anstieg des Blutdrucks und starkem Fieber kommen.
Suchtpotenzial und Entzug
Monkey Dust löst einen starken Nachlegedrang aus, was unkontrollierten und wiederholten Konsum begünstigt. Unangenehme Gefühle beim Runterkommen können es zusätzlich schwieriger machen, ein Ende zu finden.
Beim Konsum von Monkey Dust entwickelt sich sehr schnell eine Toleranz für die gewünschte Wirkung. Das bedeutet, dass du mit der Zeit deutlich mehr nehmen musst, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Das führt auch zu einem stärkeren Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen.
Monkey Dust hat ein hohes, vor allem mentales Abhängigkeitspotenzial. Manche Konsument*innen berichten von intensivem Verlangen und zwanghaftem Nachlegen selbst dann, wenn bereits starke negative Wirkungen auftreten.
Safer Use
Vor dem Gebrauch
- Nutze Drugchecking und achte auf aktuelle Substanzwarnungen.
- Vorsicht bei psychischen Grunderkrankungen oder wenn du bereits Erfahrungen gemacht hast, die auf eine Neigung zu Psychosen hinweisen: Das Risiko psychischer Nebenwirkungen ist dann höher. Auch Fälle von Schizophrenie in deiner Familie können auf ein höheres persönliches Risiko hinweisen.
- Herz-Kreislauf- oder Stoffwechsel-Erkrankungen erhöhen dein gesundheitliches Risiko deutlich. Verzichte in diesem Fall möglichst auf den Konsum oder informiere dich im Detail.
- Konsumiere Monkey Dust nur gut ausgeschlafen, da Schlafentzug das Risiko für psychische Nebenwirkungen erhöht.
- Plane den Nachlegedrang ein bzw. überlege dir Strategien, damit umzugehen: Entscheide dich z.B. für oralen Konsum oder lege nüchtern fest, wie viel bzw. wie lange du konsumieren möchtest, und hab darüber hinaus keine Vorräte griffbereit.
- Überlege, wie du mit Nebenwirkungen wie Angst und Paranoia umgehen könntest, falls sie auftreten. Gibt es eine nüchterne Person, der du vertraust und an die du dich bei Bedarf wenden kannst? Hast du ggf. Zugang zu angstlösenden Medikamenten?
Beim Gebrauch
- Teste anfangs nur eine kleine Menge an, warte die Wirkung ab und lege nicht zu schnell nach.
- Wiege deine Dosis genau ab. Schon wenige Milligramm zu viel können eine Überdosis mit unangenehmen Nebenwirkungen auslösen. Nutze dazu eine auf Milligramm genaue Waage (online erhältlich).
- Falls Angst oder Paranoia auftreten, beende den Konsum sofort. Jeder weitere Gebrauch würde diese Effekte zwar vielleicht etwas hinauszögern, aber letztendlich ungemein verstärken.
- Vermeide Überhitzung: Mach regelmäßige Pausen (z.B. vom Sex), gehe an die frische Luft, trinke etwas, oder öffne ein Fenster.
- Bei Kauflashs: Kaugummi hilft, deine Zähne und Wangen zu schonen.
Nach dem Gebrauch
- Wenn du zum Runterkommen regelmäßig weitere Substanzen gebrauchst (z.B. G oder Benzos), kannst du auch von diesen abhängig werden.
- Plane genug Erholungszeit ein. Nach dem Konsum kann es sein, dass du dich verstimmt, ausgelaugt oder gereizt fĂĽhlst.
- Lege Konsumpausen von mind. 4 bis 6 Wochen ein. Damit gibst du deinem Körper die Möglichkeit, sich zu erholen und verringerst den Gewöhnungseffekt.
Safer Sex
- Monkey Dust enthemmt dich und kann dazu fĂĽhren, dass du im Rausch weniger auf saferen Sex achtest. Dabei steigt das Infektionsrisiko mit HIV und anderen sexuell ĂĽbertragbaren Infektionen.
- Die schmerzstillende Wirkung lässt dich länger und heftiger Sex haben, was Verletzungen und Infektionen begünstigt.
- Monkey Dust macht Lust auf lange andauernden Sex. Falls du Kondome nutzt, wechsle alle halbe Stunde das Gummi – oder erwäge eine andere Schutzstrategie. Wenn du PrEP bzw. Medikamente einnimmst, achte alle 24 Stunden auf die Einnahme – stell dir zum Beispiel einen Reminder auf dem Handy.
- Sex auf Monkey Dust funktioniert nur mit Konsens und Vertrauen. Klärt vorher ab, welche Sexpraktiken von allen gewollt sind und welche nicht.
- Konsumiere nur so viel, dass du noch klar äußern kannst, was du willst und was nicht, sowie abweisende Signale deiner Partner*innen noch erkennst. Monkey Dust kann deine Ich-Bezogenheit und Aggressivität beim Sex erhöhen.
- Legt euch ausreichend Safer-Sex-Utensilien bereit (Handschuhe, Kondome, Gleitgel), bevor es zur Sache geht.
- Achte auf deinen Körper! Bemerkst du Auffälligkeiten, solltest du eine*n Ärzt*in aufsuchen.
- Lass dich regelmäßig testen! Bei wechselnden Sexpartner*innen solltest du dich mindestens einmal im Jahr auf sexuell übertragbare Infektionen testen lassen. Checke auch deinen Impfstatus auf Hepatitis A/B.
Wechselwirkungen HIV-Therapie
- Nimm Drogen und HIV-Medikamente zeitlich versetzt ein. Das mindert ggf. Wechselwirkungen etwas ab. Dosiere Drogen bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten immer niedriger.
- Da bei neuen psychoaktiven Substanzen nicht bekannt ist, wie sie wirken, können hier auch keine Aussagen zu Wechselwirkungen getroffen werden. Zumal unter dem Namen Monkey Dust unterschiedliche Substanzen verkauft werden.
- Das Aufkommen der synthetischen Cathinon-Derivate („Badesalze“) kann auch zu potenziellen Wechselwirkungen mit ARV-Therapien führen. Die Stoffwechselwege dieser Medikamente werden noch aufgeklärt. Da es in dieser Klasse eine große strukturelle Heterogenität gibt, ist es wahrscheinlich, dass es auch Unterschiede im Stoffwechsel gibt. Es ist möglich, dass die gleichzeitige Einnahme eines CYP2D6-Inhibitors wie Ritonavir die MDPV-Konzentration erhöht, es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich. (Quelle)
- Sprich mit deine*r Ärzt*in über die Wechselwirkungen deiner HIV-Medikamente mit Rauschmitteln!
- Oft wird die Nacht lang – nimm ausreichend Medikamente mit und halte deine Einnahmezeitpunkte ein.
Hinweise zu Wechselwirkungen von anderen Substanzen und HIV-Medikamenten
Beratung
Möchtest du dich über deinen Konsum austauschen? Hast du Fragen oder suchst du Unterstützung zum Thema Substanzgebrauch? Willst du deine Erlebnisse unter Substanzen mit jemandem teilen und/oder reflektieren? Hast du das Gefühl, dass du zu viel konsumierst? Sorgst du dich um Freunde oder Bekannte und wünschst dir Beratung oder Tipps, wie du als Freund*in damit umgehen kannst? Beratungsstellen in deiner Nähe helfen dir gerne weiter!
Beratungshotline des Berliner Drogennotdienst: 030 19237 (rund um die Uhr)
Quellen
- PsychonautWiki: MDPHP
- The Drug Classroom: MDPHP
- TripSit Factsheet: MDPHP
- PsychonautWiki: A-PiHP
- Meph, Badesalz | HIV & Drogen (hiv-drogen.de)
- Stolbach et.al. 2015: A Review of the Toxicity of HIV Medications
- Gespräche mit Konsumenten (August 2023)
- Recherche von User*innen-Postings auf Eve&Rave, Reddit & Bluelight (Oktober 2023)