Was ist Alkohol?
Alkohol (Ethanol, Trinkalkohol) ist eine Substanz in flüssiger Form, die in verschiedenen alkoholischen Getränken in unterschiedlicher Konzentration vorkommt.
Der Ethanol-Gehalt von alkoholischen Getränken wird in Volumen-Prozent (Vol.-%) angegeben. Wenn auf einer Flasche zum Beispiel 12% steht, bedeutet das, dass von 100 Millilitern des Getränkes 12 Milliliter reiner Ethanol ist. Wenn du die Alkoholmenge in Gramm berechnen willst, benötigst du die Dichte von Ethanol. Die beträgt bei Raumtemperatur ca. 0,8 Gramm pro Milliliter. Dann nimmst du dies mal der Anzahl der Milliliter. Um am Beispiel zu bleiben: 12 Milliliter Alkohol * 0,8 Gramm/Milliliter sind 9,6 Gramm Alkohol.
Der Konsum von Alkohol ist in den meisten Ländern weit verbreitet, kulturell integriert und gehört für viele Feiernde auf einer Party dazu. Alkohol ist dabei in den meisten Fällen für Erwachsene legal und relativ einfach zu erwerben (altersbeschränkt). Als Zell- und Nervengift kann Alkohol – und vor allem sein Abbauprodukt Acetaldehyd – bei Verzehr körperliche, wie auch psychische Schäden verursachen sowie schleichend zur Abhängigkeit führen.
Wie wird Alkohol eingenommen?
In den meisten Fällen wird Alkohol getrunken. Alkohol-Konzentrationen von alkoholischen Getränken unterscheiden sich erheblich.
Nach Herstellungsverfahren werden vier Kategorien von alkoholischen Getränken unterschieden:
- Bier mit 2 bis 5 Vol.-% Ethanol (sogenanntes Bockbier bis 12 Vol.-% Ethanol),
- Wein (einschließlich Schaumwein (Sekt) und Perlwein) mit 7 bis 17 Vol.-% Ethanol,
- Spirituosen mit mindestens 15 und maximal 80 Vol.-% Ethanol.
- Alkopops (alkoholhaltige Süßgetränke) mit 1,2 bis 10 Vol.-% (meist 5 bis 6 Vol.-%) Ethanol.
Informiere dich vor dem Konsum, welchen Alkoholgehalt dein Getränk hat und passe die Trinkmenge entsprechend an. Zu deiner Orientierung gilt: Ein sogenanntes “Standardglas” aller alkoholischen Getränke enthält immer 10 bis 12 Gramm reinen Alkohol. Demnach passt in ein Standardglas:
- 250 – 300 Milliliter Bier,
- 125 Milliliter Wein,
- 100 Milliliter Sekt
- oder 40 Milliliter Schnaps (= 0,4 cl = ein Doppelter).
Ein relativ risikoarmer Konsum liegt für Frauen bei nicht mehr als 12 Gramm Ethanol pro Tag (ein Standardglas) und für Männer bei 24 Gramm Ethanol (2 Standardgläser) pro Tag. Jedoch sollten nicht jeden Tag alkoholische Getränke konsumiert werden.
Der Wirkungseintritt kann bis zu 60 Minuten dauern. Alkohol gelangt über die Schleimhäute schnell in den Blutkreislauf.
Gelegentlich wird Alkohol anal eingeführt (“butt chugging”), was eine viel schnellere und stärkere Wirkung auslöst. Wichtig: Hier sollte viel niedriger dosiert und auf Hochprozentiges verzichtet werden! Bei analem Konsum von Alkohol kann es schnell zu einer Überdosierung kommen, da der Alkohol direkt über die Schleimhäute aufgenommen wird, ohne vorher wenigstens teilweise z.B. im Magen abgebaut zu werden. Die anale Anwendung von Alkohol kann schmerzhaft sein und die Darmschleimhäute stark reizen.
Wie fühlt sich Alkohol an?
Jede Substanz wirkt bei jedem Menschen unterschiedlich. Der Wirkung von Alkohol ist dabei von persönlichen Faktoren abhängig (Körpermasse, Gewöhnung, Getränkeart, aufgenommene Menge, auf vollen oder leeren Magen, …). Eine wichtige Rolle spielt das Setting sowie deine psychische und physische Verfassung.
Alkohol kann niedrig bis mittel dosiert anregend, entspannend und (sexuell) enthemmend wirken. Die Stimmung kann sich verbessern, die Kontaktfreudigkeit nimmt zu, während Risikoabschätzung und Schmerzempfinden nachlassen können.
Neben- und Langzeitwirkungen
Bei steigendem Konsum wirkt Alkohol stark dämpfend und betäubend und führt zu Gleichgewichtsstörungen, Gereiztheit und Aggressivität. Auch werden motorische Fähigkeiten (wie Sprechen, Sehen, Hören, Gleichgewicht) beeinträchtigt. Beim Abklingen der Wirkung kann es zu Filmrissen und dem sog. „Kater“ am Morgen danach kommen.
Bei regelmäßigem und übermäßigem Konsum über einen längeren Zeitraum können bleibende Leberschädigungen wie etwa eine Leberzirrhose entstehen. Hoher und regelmäßiger Alkoholkonsum steht in Verbindung mit einem erhöhten Krebsrisiko. Weiterhin kann der Konsum von Alkohol Stimmungsschwankungen und depressive Episoden begünstigen oder verstärken.
Alkoholbedingte Folgeschäden können alle Organe und Gewebe betreffen. Aktuell sind über 200 Alkoholfolgeerkrankungen bekannt.
Überdosierung
Übermäßiger Konsum von Alkohol oder „Binge Drinking“ (viel Alkohol trinken innerhalb kurzer Zeit, auch Komasaufen genannt) können zu einer Alkoholvergiftung führen. Bei analem Konsum von Alkohol kann es schnell zu einer Überdosierung kommen, da der Alkohol direkt über die Schleimhäute aufgenommen wird, ohne vorher wenigstens teilweise z.B. im Magen abgebaut zu werden. Neben starker Übelkeit und Brechreiz können Krampfanfälle und komatöse Zustände (Ausbleiben lebenswichtiger Reflexe wie Atmung oder Körpertemperaturregelung, Kreislauf) auftreten.
Bei anhaltendem Unwohlsein, hole dir medizinische Hilfe. Beim Auffinden einer bewusstlosen Person, kontrolliere, ob die Person atmet, leiste erste Hilfe und rufe einen Rettungswagen (112).
Weitere Infos zum Thema Drogennotfall findest du hier.
Mischkonsum
Grundsätzlich gilt: Wenn du mehrere Substanzen gleichzeitig nimmst, belastet das deinen Körper und deine Psyche stärker. Dabei können einzelne Wirkungen verstärkt, abgeschwächt oder zeitverzögert auftreten. Die Wahrscheinlichkeit einer Überdosierung oder Nebenwirkungen ist nicht berechenbar.
- Alkohol + Nikotin: Alkohol verstärkt die Wirkung von Nikotin. Erzeugt hohen Blutdruck, erhöht das Krebsrisiko.
- Alkohol + Cannabis: Cannabis verstärkt die Alkoholwirkung, der Kreislauf wird belastet. Kann zu Übelkeit, eingeschränktem Leistungs- und Reaktionsvermögen und Bewusstlosigkeit führen.
- Alkohol + GHB/GBL, Heroin oder Benzos: Risiko lebensbedrohlicher Atemlähmung und Herz-Kreislaufstillstand!
- Alkohol + Ketamin: Übelkeit und Erbrechen möglich. Risiko der Atemlähmung.
- Alkohol + Crystal, Speed, MDMA oder Kokain: Die Wirkung von Alkohol ist nicht mehr spürbar – eine Alkoholvergiftung ist leicht möglich! Leber und Nieren werden stark belastet. Die Kombination trocknet den Körper aus – kann zu Überhitzung führen.
- Alkohol + Medikamente: Alkohol und Medikamente können ihre Wirkungen gegenseitig verstärken und verlängern. Der Abbau sowohl von Alkohol und Medikamenten kann verlangsamt sein. Besonders riskant ist der Konsum von Schmerzmitteln oder Psychopharmaka mit Alkohol. Auch beim Mischkonsum mit Blutdrucksenkern, antiallergischen Medikamente, und Mitteln gegen Diabetes können unangenehme Effekte und Unwohlsein auftreten.
Suchtpotenzial und Entzug
- Alkohol hat das Potenzial, körperliche und psychische Abhängigkeit zu verursachen.
- Wenn du dauerhaft und viel Alkohol trinkst, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, eine psychische und körperliche Abhängigkeit zu entwickeln. Der Übergang vom Genuss über die Gewöhnung bis hin zur Abhängigkeit ist schleichend. Trinkpausen können dagegen helfen: zum Beispiel, indem du mindestens 2-3 alkoholfreie Tage pro Woche einlegst.
- Bei dauerhaftem Konsum gewöhnt sich dein Körper an den Alkohol und die Wirkstärke nimmt nach und nach ab. Das bedeutet, dass du mehr trinken musst, um die gleiche Wirkung zu erzielen (Toleranzentwicklung).
- Wenn du langfristigen und dauerhaften Konsum beendest, können körperliche und psychische Entzugserscheinungen auftreten. Die Entzugssymptome können 3 bis 7 Tage anhalten. Dazu können Zittern, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Krampfanfälle sowie Depressionen, Angstzustände, Aggressivität und Stimmungsschwankungen gehören.
- Der selbstorganisierte „kalte“ Entzug (ohne medizinische Rücksprachen und Betreuung) kann lebensgefährlich sein. Informiere dich, welche Krankenhäuser in deiner Nähe einen medizinischen Entzug anbieten und hole dir Unterstützung.
Safer Use
- Entscheide selbst, ob, wann und wie viel du trinken willst.
- Dabei solltest du in Gramm reinen Alkohols planen, um daraus die Trinkmenge in Milliliter oder Gläser des Getränks zu berechnen.
- Falls du gelegentlich zu viel trinkst, frage dich, wie es dazu kommt. Was beeinflusst deinen Konsum vielleicht?
- Trink zusammen mit Menschen, denen du vertraust und bei denen du dich wohl fühlst. Im Idealfall ist eine Person dabei, die nüchtern bleibt und gegebenenfalls helfen kann.
- Es ist niemals okay, anderen Menschen ohne deren Wissen und Einverständnis Alkohol zu verabreichen! Du gefährdest damit das Leben der Person und machst dich strafbar. Wenn du so eine Situation beobachtest, hole dir Hilfe bei anderen und schütze die betroffene Person.
- Deine Alkoholtoleranz kann, je nach Tagesform, unterschiedlich sein. Teste eine kleine Menge an und schaue, welchen Effekt das auf dich hat.
- Pausen während des Konsums können dir helfen, deinen Kreislauf zu stabilisieren.
- Stay hydrated! – Trink ausreichend Alkoholfreies, am besten Wasser.
- Iss vorher und zwischendurch etwas! Dadurch wird dein Magen geschont und die Alkoholwirkung tritt nicht so stark ein.
- Mischkonsum beeinflusst die jeweiligen Substanzwirkungen, führt oft zu schwer vorhersehbaren Effekten und belastet deinen Körper viel stärker.
- Mischkonsum von GHB/GBL und Alkohol erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Überdosis sehr stark! Es kann zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.
- „Don’t drink and drive“ – schon geringe Mengen (deutlich weniger als ein Standardglas) wirken sich negativ auf deine Wahrnehmung und Reaktionsvermögen und damit dein Fahrverhalten aus. Du gefährdest dich und andere.
- Abstinenzphasen oder alkoholfreie Tage/Wochen helfen, einem Gewöhnungseffekt entgegenzusteuern.
Safer Sex
- Konsens – lass dich nicht zu etwas überreden, dass du nicht willst. Klärt miteinander, was ihr beim Sex wollt und was nicht. Du hast jederzeit das Recht, nein zu sagen.
- Habe nur Sex mit Personen, die ihren Willen äußern können! Wenn eine Person so high ist, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich zu unterhalten, ist sie auch nicht einwilligungsfähig. Unter keinen Umständen dürfen an ihr (weiter) sexuelle Handlungen vorgenommen werden. Das gilt auch, wenn zuvor bei Bewusstsein gemeinsame Absichten besprochen wurden. Es handelt sich um eine Straftat.
- Bevor es zur Sache geht, legt euch ausreichend Safer-Sex-Utensilien bereit.
- Der betäubende Effekt von Alkohol kann die Erektion und den Orgasmus erschweren.
- Schweres Trinken kann es schwierig machen, eine Erektion zu bekommen/halten. Potenzmittel belasten deinen Körper zusätzlich.
- Alkohol beeinflusst das Beurteilungsvermögen. Es kann sein, dass im Rausch Safer Sex als Priorität für dich in den Hintergrund rückt. Der Verzicht auf Safer Sex erhöht die Übertragungswahrscheinlichkeit von HIV, Hepatitiden und anderen STIs.
- Alkohol hat Einfluss auf das Schmerzempfinden. Bei verletzungsträchtigen Sexpraktiken (Fisten, S/M) ist die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen und Infektionen höher.
- Wenn du Alkohol anal eingeführt hast, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit HIV oder einer anderen STI, da die Schleimhäute durch den Alkohol stark beansprucht und gereizt werden.
- Manche Medikamente führen in Kombination mit Alkohol zu einer stärkeren Leberbelastung. Dein ärztliches Fachpersonal oder eine Beratungsstelle berät dich gerne zu Wechselwirkungen zwischen Substanz und den einzunehmenden Medikamenten.
- Lasse dich mindestens einmal im Jahr auf HIV und STI testen und checke deinen Impfstatus gegen Hepatitis A&B.
Wechselwirkungen HIV-Therapie
- Alkohol belastet deine Leber zusätzlich. Die Leber kann dadurch geschädigt werden.
- Die Kombination von Sustiva® oder Atripla® mit Alkohol erhöht die Wahrscheinlichkeit psychischer Nebenwirkungen.
- Nimm Drogen und HIV-Medikamente zeitlich versetzt ein. Das mindert ggf. Wechselwirkungen etwas ab. Nimm dir ausreichend Medikamente mit, falls die Party mal länger wird und dosiere Alkohol bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten immer niedriger.
- Sprich mit deine*r Ärzt*in über die Wechselwirkungen deiner HIV-Medikamente mit Rauschmitteln.
- Hinweise zu Wechselwirkungen von Substanzen und HIV-Medikamenten findest du hier.
Beratung
Möchtest du dich über deinen Konsum austauschen? Hast du Fragen oder suchst du Unterstützung zum Thema Substanzgebrauch? Willst du deine Erlebnisse unter Substanzen mit jemandem teilen und/oder reflektieren? Hast du das Gefühl, dass du zu viel konsumierst? Sorgst du dich um Freunde oder Bekannte und wünschst dir Beratung oder Tipps, wie du als Freund*in damit umgehen kannst? Beratungsstellen in deiner Nähe helfen dir gerne weiter!
Beratungshotline des Berliner Drogennotdienst: 030 19237 (rund um die Uhr)