Faktencheck
Muss man sich in Berlin große Sorgen machen um Fentanyl in Partydrogen?
Aktuell: Keine Panik!
Letztes Update: 16. Mai 2024
Drugchecking hat in Berlin bisher kein Fentanyl gefunden
Drug Checking Berlin hat bisher in keiner der über 1.000 untersuchten Proben Fentanyl oder sonstige synthetische Opioide identifiziert (z.B. Fentanylderivate oder Nitazene).
Teststreifen können auch falschen Alarm auslösen
Bei Drug Checking Berlin wurde soeben eine Probe negativ auf Fentanyl getestet, bei der zuvor ein Teststreifen angeschlagen haben soll.
Fentanyl-Teststreifen, die ursprünglich für Urinproben entwickelt wurden, können unter gewissen Umständen falsch positive Ergebnisse liefern – etwa, wenn damit Stimulanzien getestet werden, ohne sie ausreichend zu verdünnen (empfohlen sind bei Crystal Meth, MDMA, usw. ca. 2 mg/ml). Einzelne Berichte über Teststreifen-Resultate sind daher noch kein Nachweis dafür, dass Fentanyl in Partydrogen in Berlin auftaucht.
Fentanyl ist in Berlin bisher nicht dort, wo es am plausibelsten wäre
In Regionen, wo vermehrt Probleme mit Fentanyl auftreten, ist es auf dem Schwarzmarkt für Opioide weit verbreitet. In Deutschland dominiert hingegen nach wie vor Heroin. Als letztes Jahr Heroinproben in Drogenkonsumräumen bundesweit auf Fentanyl untersucht wurden, ergaben 2.700 Tests „vereinzelt positive Ergebnisse“ mit bestimmten regionalen Schwerpunkten. „In Berlin scheint Fentanyl noch gar kein Thema zu sein“, hieß es im November 2023.
Aktuelle Gerüchte haben ihren Ursprung wohl in den USA
Natürlich können Probleme, die anderswo weit verbreitet sind, in Einzelfällen oder in der Zukunft nach Berlin importiert werden. Gerüchte jedoch, dass Fentanyl ganz plötzlich in verschiedenen Partydrogen verbreitet sei, erscheinen ohne Nachweis wenig plausibel.
Soweit wir das nachvollziehen können, verbreiteten sich Warnungen auf Social Media verstärkt, nachdem Mitte Januar in Szenemedien über den Tod von zwei Künstlern in Los Angeles berichtet wurde, die auch Verbindungen in die Berliner Szene hatten. Laut L.A. Times wird bei den Ermittlungen auch dem Verdacht nachgegangen, dass Fentanyl eine Rolle gespielt haben könne. Das Ereignis steht aber faktisch in keinem Bezug zu Berlin.
Die Lage könnte sich in Zukunft ändern
Es gibt berechtigte Sorgen, dass das Heroin in naher Zukunft knapp werden könnte, nachdem in Afghanistan der Opiumanbau massiv zurückgegangen ist. Wenn das passiert, könnte auch hierzulande eine Nachfrage für Ersatzstoffe entstehen. Sollte Fentanyl diese Lücke füllen, würde in der Folge auch die Gefahr von Verwechslungen oder Verunreinigungen anderer Pulver steigen.
Bleiben wir wachsam
Drugchecking ist immer empfehlenswert – so einfach geht’s. Wenn das nicht möglich ist, kannst du auf die folgende Weise dein Risiko verringern, irrtümlich gefährliche Mengen unerwarteter Substanzen zu konsumieren:
- Zerkleinere neue Pulver vorab und mische sie gut durch
- Teste zuerst eine geringe Menge an, z.B. ein Drittel einer normalen Line
- Warte mind. 10 Minuten ab, ob der Effekt so ausfällt wie erwartet
Was beim Drugchecking aktuell am meisten auffällt: Substanzen, die als „Mephedron“ oder „3-MMC“ erworben wurden, stellen sich überwiegend als diverse experimentelle Abwandlungen davon heraus.
Gefährliche Überdosierungen kommen in der Berliner Party- und Chemsex-Szene aktuell vor allem mit GBL vor – in unserer Substanzinfo zu G findest du eine Liste typische Fehler, die zu einer Überdosis führen können.
Folge uns gern auf Instagram, um auf dem Laufenden zu bleiben!
Hast du zusätzliche Informationen?
Falls du von konkreten Personen weißt, die in Berlin beim Gebrauch von Partydrogen mit Fentanyl in Kontakt gekommen sind, und das z.B. in einem Krankenhaus nachgewiesen wurde, melde dich bitte bei uns! (Du kannst gerne vermeiden, Details zu nennen, bevor wir auf einen sichereren Kommunikationskanal umgestiegen sind.)