Was ist das?
In Speed sind die Substanz Amphetamin und/oder weitere stimulierende und andere Wirkstoffe verarbeitet. Meist wird Speed dir als weißliches oder gelbliches, kristallartiges Pulver oder als Paste begegnen, seltener in Form von Kapseln, Tabletten oder Lösungen (Säfte).
Der Amphetamin-Anteil in Speed kann sich von Droge zu Droge stark unterscheiden und schwankt meist zwischen 10 bis 80 Prozent. Der mittlere Wirkstoffgehalt liegt in Deutschland seit Jahren leicht schwankend zwischen 12 und 15 %.
Speed kann neben Amphetamin weitere Wirkstoffe wie 4-Fluoramphetamin oder 4-Methyl-Amphetamin, Methamphetamin, Ephedrin, MDMA, Kokain, Koffein, Schmerzmittel und weitgehend unwirksame Streckmittel enthalten (Milchzucker, Kreatin/Kreatinin, Mannit o.Ä.). Bei der Herstellung von Speed können gesundheitsschädliche Verunreinigungen entstehen, die von außen nicht erkennbar sind.
Wie wird es eingenommen?
Speed wird meistens gesnifft, seltener in Kapseln oder in Papier gewickelt geschluckt (“Bombe”) oder in ein Getränk gemischt getrunken. Sehr selten wird Speed geslammt.
Dosierung: Eine übliche Dosis liegt zwischen 5 und 25 mg reines Amphetamin. Eine Dosis von 50mg gilt als hoch und sollte nicht überschritten werden. Aufgrund der hohen Wirkstoffschwankungen in Speed-Präparaten ist es kaum möglich, eine genaue Dosis abzumessen.
Wenn du Speed sniffst, tritt die Wirkung nach wenigen Minuten ein und hält ca. 6-12 Stunden an.
Speed kann in der Nase und im Rachen stark brennen. Die Nasenschleimhäute werden beim Sniffen von Speed angegriffen, es kann zu Verletzungen kommen. Insbesondere der nasale Konsum von Speedpasten wird als sehr ätzend und beißend beschrieben.
Geschluckt kann es 30 Minuten dauern, bis die Wirkung eintritt und die Wirkung hält insgesamt länger an. Je nach dem, wann und wie viel du vorher gegessen hast, kann die Zeit, bis du die Wirkung merkst, verschieden lang sein. Wenn du auf diese Weise konsumierst, kann es zu Magenverstimmungen und Übelkeit kommen.
Wie fühlt es sich an?
Jede Substanz wirkt bei jedem Menschen unterschiedlich. Die Wirkung von Speed ist dabei von persönlichen Faktoren abhängig (Körpermasse, Gewöhnung, aufgenommene Menge, auf vollen oder leeren Magen, …). Eine wichtige Rolle spielt das Setting sowie deine psychische und physische Verfassung.
Beim Konsum illegal hergestellter Substanzen ist in der Regel nicht bekannt, wie viel Wirkstoff in einer Droge oder Teilen davon vorhanden ist. Das erschwert eine genaue Dosierung und erhöht die Wahrscheinlichkeit unbeabsichtigter Wirkungen. Achtet auf aktuelle Substanzwarnungen und nutzt, wenn möglich, Drug-Checking Angebote.
Speed bringt deinen Körper in einen Ausnahmezustand, der sonst in gefährlichen Situationen vorkommt. Nicht überlebenswichtige körperliche Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Schmerzen und Müdigkeit werden unterdrückt. Dafür sind Kraft, Ausdauer, Aufmerksamkeit, Selbstwertgefühl und Leistungsfähigkeit stark erhöht. Speed führt deinem Körper jedoch keine Energie zu, sondern putscht dich auf und bringt deinen Körper dazu, deine Kraftreserven zu verbrauchen. User*innen berichten von extremer Leistungsbereitschaft, Wachheit und euphorischen Zuständen beim Konsum von Speed. Es wirkt enthemmend und erhöht die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Bei abklingender Wirkung kann es sein, dass du Lust auf Sex bekommst.
Neben- und Langzeitwirkungen
Da die genaue Zusammensetzung von Speed meist nicht bekannt ist, ist es nie vorhersehbar, welche Wirkung der Konsum haben wird.
Wenn du Speed nimmst, setzt du deinen Körper extremen Belastungen aus. Beim Konsum von Speed kann dich an deine Leistungsgrenze bringen. Je häufiger, länger oder mehr du Speed nimmst, desto wahrscheinlicher treten unangenehme bzw. unerwünschte Effekte in den Vordergrund.
Wenn du Speed nimmst, sind diese Nebeneffekte wahrscheinlich:
- gedämpftes Hunger-, Durst- und Müdigkeitsempfinden
- Schwitzen oder Frösteln
- Kieferkrampfen, “Kauflash”
- Kribbeln an den Händen und Füßen
- trockener Mund
- Muskelkrämpfe
- Herzrasen
- erhöhte Körpertemperatur
- Gereiztheit
- gesteigerte Aggressivität
- Nervosität
- paranoide oder wahnhafte Gedankengänge
- Halluzinationen und Wahnvorstellungen
Beim Runterkommen und nach deinem Konsum bemerkst du vielleicht einige dieser Symptome:
- Schlafstörungen
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Erschöpfung
- Antriebslosigkeit
- Heißhunger
- Erinnerungslücken
- Depri-Stimmung
Wenn du über einen längeren Zeitraum konsumierst, werden folgende Effekte wahrscheinlicher:
- Erschöpfung
- Herz-Kreislauf-Problemen
- geschwächtes Immunsystem (und damit häufigere Infekten)
- starker Gewichtsverlust
- Hautunreinheiten (“Speedpickel”)
- erhöhtes Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko
- Nervenschädigungen
- Psychosen
Überdosierung
Weil die genaue Zusammensetzung von Speed meist unbekannt ist, kann es schnell zu Überdosierungen oder unerwarteten Effekten kommen.
Anzeichen einer Überdosis Speed sind:
- Schwindel
- Zittern
- Schweißausbrüche
- Zwanghafte Körperbewegungen
- Paranoia, psychotische Zustände
- Kreislaufzusammenbruch, Bewusstlosigkeit
- Überhitzung
- Rotfärbung der Haut
- Schlaganfall
- Herz-, Leber- oder Nierenversagen
Bei anhaltendem Unwohlsein, zunehmenden Krämpfen und Überhitzung, hole dir medizinische Hilfe. Beim Auffinden einer bewusstlosen Person, kontrolliere, ob die Person atmet, leiste erste Hilfe und rufe einen Rettungswagen (112).
Weitere Infos zum Thema Drogennotfall findest du hier. Du kannst dich auch an folgende Stellen wenden:
Drogennotfall-Telefon: 01806 313031 (24 Stunden)
Drogennotdienst: 030 19237 (24 Stunden)
Mischkonsum
Grundsätzlich gilt: Wenn du mehrere Substanzen gleichzeitig nimmst, belastet das deinen Körper und deine Psyche stärker. Dabei können einzelne Wirkungen verstärkt, abgeschwächt oder zeitverzögert auftreten. Die Wahrscheinlichkeit von Überdosierung oder Nebenwirkungen ist nicht berechenbar.
- Speed + andere aufputschende Substanzen (Koffein, Kokain, weitere Amphetamine): Der Kreislauf wird extrem belastet. Flüssigkeitsverlust, Überhitzung und Kreislaufkollaps sind möglich.
- Speed + Cannabis: Die Wirkung von Cannabis wird verstärkt, die Entwicklung von Angstzuständen wird gefördert, es kann sich eine dauerhafte Angststörung oder Psychose entwickeln.
- Speed + Alkohol: Du nimmst weniger wahr, dass du betrunken bist. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass du zu viel trinkst. Es kann leichter zu einer Alkoholvergiftung kommen.
- Speed + Poppers oder Viagra: Der Kreislauf wird extrem belastet. Du riskierst beim Mischen Lebensgefahr.
- Speed + Beta-Blocker, MAO-Hemmer oder trizyklische Antidepressiva: Starker Blutdruckanstieg. Du riskierst beim Mischen Lebensgefahr.
- Speed + Benzodiazepine: Extrem hohe Kreislaufbelastung, dies kann zum Kreislaufzusammenbruch führen.
Suchtrisiko und Entzug
- Der Konsum von Speed führt zu einer schnellen Toleranzbildung (Gewöhnungseffekt). Das bedeutet, dass du über die Zeit immer mehr von der Substanz nehmen musst, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
- Wenn du Amphetamine konsumierst, kann es sein, dass du eine psychische Abhängigkeit entwickelst.
- Wenn Speed nach dauerhaftem und langfristigem Konsum abgesetzt wird, können körperliche und psychische Entzugserscheinungen auftreten. Hauptsymptome sind:
starkes Verlangen nach der Droge, depressive Verstimmung, Kraftlosigkeit und übermäßige Schläfrigkeit, Panikattacken, Schwitzen. Darüber hinaus können Wahnvorstellungen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Übelkeit, Krämpfe und innere Unruhe vorkommen. - Der selbstorganisierte „kalte“ Entzug (ohne medizinische Rücksprachen und Betreuung) kann körperlich und psychisch belastend sein. Informiere dich, welche Krankenhäuser in deiner Nähe einen medizinisch begleiteten Entzug anbieten und hole dir Unterstützung.
Safer Use
- Personen mit psychischen Belastungen oder Erkrankungen haben ein höheres Risiko, akut psychotische Reaktionen (Paranoia, Verfolgungswahn) zu erleben.
- Konsumiere nicht bei Herz-Kreislaufproblemen, Leber- und Nierenerkrankungen oder Diabetes.
- Nutze nur dein eigenes Röhrchen. Bei Verwendung scharfkantiger Röhrchen zum Schnupfen (z. B. Geldscheine, Strohhalme aus Kunststoff) kann es zu kleineren Verletzungen an der Nasenschleimhaut kommen und geringfügige Blutspuren können am Röhrchen haften bleiben. Wird beim Sniffen ein Röhrchen mit anderen geteilt, kann eine Hepatitis C oder Herpes übertragen werden.
- Miss deine Dosis immer selbst ab. Delegiere die Verantwortung dafür nicht an andere. So behältst du garantiert die Übersicht.
- Es ist niemals okay, anderen Menschen ohne deren Wissen und Einverständnis Substanzen zu verabreichen! Du gefährdest damit das Leben der Person und machst dich strafbar. Wenn du so eine Situation beobachtest, hole dir Hilfe bei anderen und schütze die betroffene Person.
- Speed schädigt die Nasenschleimhäute. Um deine Nase beim Sniefen zu schonen, kannst du das Pulver so klein wie möglich zerhacken und nach der Party eine Nasenspülung machen.
- Speed belastet den Kreislauf und nimmt deinem Körper Energie. Du kannst zwischendurch Pausen an der frischen Luft machen, um dich etwas abzukühlen. Achte darauf, immer mal wieder eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Eine ausgewogene Ernährung hilft, einem Nährstoffmangel vorzubeugen.
- Nach dem Konsum kann es sein, dass du dich verstimmt, ausgelaugt oder gereizt fühlst. Plane die Phase in deine Woche ein und lass es etwas ruhiger angehen.
- Finde beim Konsum ein Ende und versuche, beim Runterkommen abstinent zu sein. Substanzgebrauch mit dem Ziel, das Runterkommen zu verkürzen, kann zu unerwarteten Wechselwirkungen führen und eine Abhängigkeit begünstigen.
- Gewisse Wechselwirkungen mit Medikamenten stellen ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Sprich mit deinen Ärzt*innen über Wechselwirkungen deiner Medikamente mit Substanzen.
- Konsumiere nicht alleine. Es können immer unerwartete Nebenwirkungen auftreten. Informiere deine Freund*innen darüber, was du konsumiert hast.
Safer Sex
- Unter Einfluss von Speed werden Risiken einer Situation anders wahrgenommen und eingeschätzt. Wenn du Speed nimmst, kann es sein, dass du eher Grenzen überschreitest und auf Safer Sex zu verzichtest. Das steigert dein Infektionsrisiko mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
- Unter Einfluss von Speed kann es sein, dass du sehr geil wirst, aber dein Penis nicht steif wird.
- Speed und Viagra nicht mischen! Der Mischkonsum von Speed und Viagra kann zu lebensbedrohlichem Herz-Kreislaufversagen führen.
- Auf Speed ist der Penis weniger empfindlich und es kann schwieriger sein, zum Orgasmus zu kommen. Das kann dazu führen, dass der Sex länger und härter ist als nüchtern. Das erhöht die Gefahr für kleine, blutende Verletzungen, was wiederum Übertragung von HIV, HEP C und STIs wahrscheinlicher macht..
- Dauert der Sex auf Speed länger, wechsele alle halbe Stunde das Kondom oder wähle eine andere Schutzstrategie.
- Legt euch ausreichend Safer-Sex-Utensilien (Handschuhe, Kondome, Gleitgel auf Wasserbasis) bereit.
- Sex und Speed funktionieren nur bei gegenseitigem Einverständnis und Vertrauen. Klärt im Vorfeld ab, welche Sexpraktiken von allen gewollt sind und welche nicht.
- Habe nur Sex mit Personen, die ihren Willen äußern können! Wenn eine Person so high ist, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich zu unterhalten, ist sie auch nicht einwilligungsfähig. Unter keinen Umständen dürfen an ihr (weiter) sexuelle Handlungen vorgenommen werden. Das gilt auch, wenn zuvor bei Bewusstsein gemeinsame Absichten besprochen wurden. Es handelt sich ggfs. um eine Straftat(§ 177 StGB).
- Konsumiere nur so viel, dass du dich wehren kannst oder Abwehrsignale deiner Partner*innen noch erkennst.
- Achte auf deinen Körper! Bemerkst du Auffälligkeiten, solltest du eine*n Ärzt*in aufsuchen.
- Lasse dich mindestens einmal im Jahr auf sexuell übertragbare Infektionen testen und checke deinen Impfstatus gegen Hepatitis A/B.
- Informationen zu Erster Hilfe bei Chemsex-Notfällen findest Du hier.
Wechselwirkungen HIV-Therapie
- Booster (Norvir®(Ritonavir), Tybost®(Cobicistat)) hemmen den Abbau von Speed. Dadurch wirkt die Droge stärker und länger.
- Nimm Drogen und HIV-Medikamente zeitlich versetzt ein. Das mindert ggf. Wechselwirkungen etwas ab. Dosiere Drogen bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten immer niedriger.
- Oft wird die Nacht lang – nimm ausreichend Medikamente mit und halte deine Einnahmezeitpunkte ein.
- Sprich mit deine*r Ärzt*in über die Wechselwirkungen deiner HIV-Medikamente mit Rauschmitteln.
- Hinweise zu Wechselwirkungen von Substanzen und HIV-Medikamenten findest du hier.
Beratung
- Du möchtest dich über deinen Konsum austauschen, hast Fragen oder suchst Unterstützung zum Thema Substanzgebrauch?
- Du willst deine Erlebnisse unter Substanzen mit jemandem teilen und/oder reflektieren?
- Du hast das Gefühl, dass du zu viel konsumierst?
- Du sorgst dich um Freunde oder Bekannte und wünschst dir Beratung oder Tipps, wie du als Freund*in damit umgehen kannst?
- Du hast das Gefühl, dass du zu viel konsumierst? Die Drogenberatung in deiner Nähe hilft dir gerne weiter!
Quellen:
- Speed/Pep | drugscouts.de
- Fragen zu Speed – drugcom
- Amphetamin (chemie.de)
- Amphetamin (Speed) – sauber drauf! mindzone.info
- Substanz Infos (know-drugs.ch)
- Amphetamin Auswertung (suchtmonitoring.ch)
- Speed Entzug – Lifespring Privatklinik
- Amphetamin-Entzug: Ablauf, Symptome, Dauer & Prognosen (mywaybettyford.de)
- Amphetamin und Sildenafil (Viagra) | drugscouts.de
- eve&rave Münster e.V. – Poppers (eve-rave.org)
- Speed | HIV & Drogen (hiv-drogen.de)